
Schwerte. Nordrhein-Westfalen wird 70 Jahre alt. Das soll gefeiert werden. Und deshalb wartet das Land auf Videobeiträge, die Bürgerinnen und Bürger machen und einreichen sollen. Aus diesen Beiträgen soll ein Kompilationsfilm entstehen. Beworben wird die Aktion auf dieser Seite – natürlich mit Videos.
Es ist das untere Video, das der Verein Stadtmarketing Schwerte nun rügt. Der Vorsitzende Dr. Uwe Trespenberg und sein Stellvertreter Martin Kolöchter finden es bedenklich, dass eine Region wie das Ruhrgebiet mit einer Collage aus Kohle, Zeche und qualmenden Schloten dargestellt wird. „Das sind doch nur Klischees, die nicht mehr zutreffen“, sagt Martin Kolöchter und regt in einem Schreiben an Franz-Josef Lersch-Mense an, das Video zu entfernen. Lersch-Mense ist Minister für Bundesangelegenheiten, Europa und Medien des Landes Nordrhein-Westfalen und Chef der Staatskanzlei des Landes Nordrhein-Westfalen.
Das Schreiben hat nachstehenden Wortlaut:
„Sehr geehrter Herr Minister Lersch-Mense,
es ist wahrlich ein freudiger Anlass, dass NRW in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag begehen darf. Auch Ihre Idee, dieses Fest mit Web-Videobeiträgen quer durch das Bundesland von Bürgern dieses Bundeslandes zu würdigen, ist eine großartige Idee für alle Menschen, welche hier leben und sich mit NRW identifizieren.
Mit kaum in Worte zu kleidener Betroffenheit haben wir vom Stadtmarketing in Schwerte jedoch das von Ihnen ins Netz gestellte Werbevideo zu dieser Kampagne zur Kenntnis genommen. Wir erkennen auf diesem ca. 40 Sekunden andauernden Clip eine klassische Werbebotschaft für die sich im Rheinland befindenden Städte Düsseldorf und Köln; das gesamte Ruhrgebiet und Westfalenland wird hingegen mit einer Collage aus Kohle, Zeche und – man mag es nicht glauben – drei qualmenden Schloten gewürdigt.
Schwerte fußt direkt an die Westfalenmetropole Dortmund, welche übrigens geografisch der Mittelpunkt von NRW ist. Nicht nur im östlichen Ruhrgebiet wurden und werden ungeahnte Anstrengungen im gesellschaftlichen Engagement wie auch in monetärer Hinsicht unternommen, um dem altbackenen Dreiklang „Kohle – Stahl – Bier“ entgegenzutreten. Zechen gibt es in dieser Region schon lange nicht mehr; dreckausschleudernde Schlote erst Recht nicht. Dortmund mit Umgebung, zu der sich Schwerte zählt, ist nach Hamburg die zweitgrünste Großstadt Deutschlands (Quelle: Berliner Morgenpost).
IT und Dienstleistung, verknüpft mit zahlreichen anderen „weichen Werten“ wie Kultur, Naherholung und Lifestyle haben zu einem nie dagewesenen Veränderungsprozess in dieser Region geführt, auf welchen die Menschen dieser Region zu Recht sehr stolz sein können. Dass nun ausgerechnet die eigene Landesregierung all diese jahrelangen zurückliegenden Anstrengungen mit einem Klischee abwatscht, wie es nicht einmal südliche Bundesländer wagen würden darzustellen, ist erschreckend und für die Menschen hier verletzend!
Sehr geehrter Herr Minister, wir appellieren inständig an Sie, Ihren Blick nicht ausschließlich auf das Rheinland zu konzentrieren! Ein Phönixsee und ein Dortmunder „U“ hätten Ihr Werbevideo mit Sicherheit deutlich mehr aufgewertet, als nicht vorhandene Zechen und Schlote! Das unser Bundesland durch fußballerische Leistung des Ruhrgebietes weltweite Bekanntheit erlangt hat, dürfte keiner besonderen Erwähnung Rechnung tragen. Es wäre aus unserer Sicht wünschenswert, ein derartiges Negativvideo, welches nach wie vor auf Ihrer Facebookseite existiert, zu entfernen.“