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Schwarzer Humor und viel Spannung: „Der Besuch der alten Dame“

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Szene aus dem Stück "Der Besuch der alten Dame"

Syburg. Am 8. Juli feiert das diesjährige Schauspiel an der Naturbühne Hohensyburg um 20 Uhr Premiere. An der Freilichtbühne im Syburger Wald wird seit über 60 Jahren Theater gemacht und seit je her gibt es mindestens ein Schauspiel jeden Sommer. „Der Besuch der alten Dame“ ist eine schwarze Komödie von Friedrich Dürrenmatt, die sich sich vor allem durch ihre steigende Spannung auszeichnet, aber auch durch ihren Humor.

Die kleine Stadt Güllen, die seit Jahren verarmt und ohne Hoffnung vor sich hin vegetiert, erwartet einen besonderen Gast: Multimilliardärin Claire, die einst in Güllen aufwuschs. Neue Hoffnung und Wünsche keimen in der Kleinstadt auf, alle Hoffnung setzen die Bürger in ihre Kläri. Aber die gestandene Frau Claire will nur eines: Rache. Eine Milliarde bietet sie der Stadt, wenn sie den ehemaligen Geliebten tötet. Natürlich lehnen die Bürger von Güllen das Angebot entrüstet ab, aber dennoch macht sich in der Stadt so etwas wie Goldgräberstimmung breit. Man lebt plötzlich deutlich über die Verhältnisse, man leiht sich Geld und gibt es großzügig aus. Ganz so, als rechne man schon fest mit der versprochenen Milliarde. Und trotz aller Versicherungen des Gegenteils muss Alfred lll plötzlich um sein Leben fürchten. Klara muss nichts tun als abwarten: die Zeit und die menschliche Korrumpierbarkeit arbeiten für sie.

Wie moralisch ist die Welt?

Wie moralisch ist die Welt? In Friedrich Dürrenmatts schwarzer Komödie dreht sich alles um diese eine Frage. Eine Frage, die man sich zu jederzeit und an jedem Ort stellen kann. Und so kommt die Inszenierung der Naturbühne ohne Definition der genauen Zeit, in der die Spielhandlung gesetzt wird aus. Regisseurin Sina Weber mischt Modernes und Althergebrachtes zu einem Setting, das zu jedem Moment der Geschichte spielen könnte.

Über Licht, Farbe und Musik wird der Zuschauer in den Spannungsbogen des Stückes hineingezogen. Der bekannte Singer und Songwriter Stefan Bauer liefert den Soundtrack zu dem Stück und probte vorab mit den Schauspielern. Seine Lieder sorgen für zusätzliche Gänsehautmomente. Schwarzer Humor und eine intensive Spannung prägen die Inszenierung, die den Zuschauer bis zum letzten Moment, dem Moment der Entscheidung, fesseln wird.

„Die Menschlichkeit, meine Herren, ist für die Börse der Millionäre geschaffen, mit meiner Finanzkraft leistet man sich eine Weltordnung. Die Welt machte mich zu einer Hure, nun mache ich sie zu einem Bordell. Wer nicht blechen kann, muß hinhalten, will er mittanzen. Ihr wollt mittanzen. Anständig ist nur, wer zahlt, und ich zahle. Güllen für einen Mord, Konjunktur für eine Leiche.“

Multimillardärin Claire

Dürrenmatts größter internationaler Erfolg

Friedrich Dürrenmatts Stück, uraufgeführt 1956 ist sein größter internationaler Erfolg. Der Autor entschied sich 1946 für eine Schriftstellerkarriere, die durch Persönlichkeiten wie Max Frisch gefördert wurde. Einige Erstlingswerke („Romulus der Große“) wurden in Zürich aufgeführt, während andere Werke kaum beachtet wurden. Dürrenmatt nutzte alternative Medien wie Zeitschriften und den noch jungen Rundfunk, um seine Arbeiten zu publizieren und dadurch seine fünfköpfige Familie zu ernähren. In den 50er und 60er Jahren folgte seine wichtigste Schaffensperiode: Dürrenmatt verfasste Werke wie „Der Besuch der alten Dame“ (1956), „Es geschah am helllichten Tag“ (1958) und „Die Physiker“ (1962).

“ ‚Der Besuch der alten Dame‘ ist eine Geschichte, die sich irgendwo in Mitteleuropa in einer kleinen Stadt ereignet, geschrieben von einem, der sich von diesen Leuten durchaus nicht distanziert und der nicht so sicher ist, ob er anders handeln würde …“

Friedrich Dürrenmatt

Termine: 08. Juli – 06. August, jeweils Freitag und Samstag um 20 Uhr.


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