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Ziel erreicht: Amadou B. beendet Kirchenasyl in der Freien evangelischen Gemeinde

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Amadou B., der nicht erkannt werden möchte, bedankt sich bei Ilka Königstein-Simons, Hans-Benrd Marks und Karl Gerhard Köser (v.l.).

Schwerte. In der Ruhrstadt ist ein Fall von Kirchenasyl beendet worden. Die Freie evangelische Gemeinde mit Sitz in der Graf-Adolf-Straße hatte Amadou B. aus Guinea diese besondere Form des Asyls gewährt, weil Amadou auf Grundlage des Dublin III-Abkommens wieder nach Italien überstellt werden sollte – dem Land, in dem er nach seiner Flucht über Mali und Libyen erstmals europäischen Boden betreten hatte. Die Frist für diese Überstellung ist nun abgelaufen.

Hatte sich der 19-Jährige in den letzten drei Monaten nur im Gebäude und auf dem Grundstück der Freien evangelischen Gemeinde aufhalten dürfen und sich so dem Zugriff der durch einen Rechtsanwalt über das Kirchenasyl informierten Behörden entzogen, ist er jetzt quasi ein freier Mann. Am Dienstag zog er zurück in seine Flüchtlingsunterkunft. Am 24. August kann er eine Ausbildungsstelle als Koch in der Rohrmeisterei antreten. Er wird rechtzeitig einen Asylantrag in der Bundesrepublik Deutschland stellen. Die Ausbildungsstelle spielt Amadou dabei in die Karten, ist aber nicht unbedingt ein Garant dafür, dass dem Asylantrag auch stattgegeben wird. Darauf hofft Ilka Königsstein-Simons. „Amadou ist ein reizender, hilfsbereiter und fleißiger junger Mann, der es verdient hat, hier eine gute Zukunft zu bekommen“, sagt das Mitglied der Kirchengemeinde.

Gemeinde handelte schnell

Ilka Königsstein-Simon hatte u.a. für Amadou B. eine Patenschaft übernommen und ihn so nach seiner Ankunft im Mai 2015 mehrere Monate lang betreut. „Als der Termin der Überstellung näher rückte, informierte sie unsere Gemeindeleitung“, berichtete am Dienstag Pastor Karl Gerhard Köser. Damit löste Ilka Königsstein-Simon eine Lawine innerhalb der Gemeinde aus. Weil schnelles Handeln erforderlich war, wurde eine Gemeindemitgliederversammlung einberufen. Zwischen Euphorie und Skepsis bewegte sich das Stimmungsbarometer, am Ende aber stimmten alle fast einstimmig für das Kirchenasyl. Ilka Königsstein-Simons und FeG-Geschäftsführer Wilfried Scherer übernahmen die Leitung des Projekts, und 24 Stunden später war ein Raum für Amadou B. eingerichtet.

In Abstimmung mit dem AK Asyl

All das geschah in enger Abstimmung mit dem Arbeitskreis Asyl und seinem Leiter Hans-Bernd Marks. „Ohne seine Fachkompetenz und seine Ermutigungen wären wir diesen Weg kaum gegangen“, unterstreicht Karl Gerhard Köser. Letztlich habe man sich zu dieser diakonischen Aufgabe herausgefordert gefühlt. „Alles hat uns innergemeindlich weiter zusammengeführt“, sagt Pastor Köser. Man habe von schlimmen Zuständen in Italien erfahren. „Ein vernünftiges und gerechtes Asylverfahren in Deutschland zu bekommen war unser Ziel“.

So sind Amadou und die Gemeinde über ihre Mitglieder zusammengewachsen. Das Verhältnis war geprägt von einem Nehmen und Geben. Der Deutschkurs, an dem Amadou bis Anfang Mai teilgenommen hatte, fand in den Räumen des Gemeindehauses statt. „Das ist Integration“, befindet Karl Gerhard Köser. Er könne anderen Gemeinden nur empfehlen, im Falle eines Falles ebenso zu handeln. Amadou B. weiß das Engagement zu schätzen. „1000 Dank für alles“, sagte er am Ende des Medientermins – keine Floskel, sondern vier Worte, die von Herzen kommen.


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