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„Ton an, Kamera läuft“: Fernsehteam dreht an der JVA in Ergste für den Dortmunder Tatort

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Der Justizvollzugsbeamte Jörg Franke (l.) durfte beim Dortmunder Tatort eine Statistenrolle übernehmen. Text und Fotos: Nadine Przystow

Ergste. Dass Jörg Franke einen Gefangenen nach Ablauf seiner Inhaftierung wieder in die Freiheit entlässt, ist für ihn nichts Ungewöhnliches. Der 52-Jährige ist Gefängniswärter in der Ergster Justizvollzugsanstalt und hat schon so manchen Sträfling durch die Schleuse nach draußen begleitet. Am Dienstag aber war alles ein bisschen anders: Mehrere Fernsehkameras waren auf den Beamten gerichtet und der ehemalige Insasse war ein Schauspieler. Die JVA Ergste war Drehort für einen neuen Dortmunder Tatort. Jörg Hartmann, der den mürrischen Kriminalhauptkommissar Peter Faber spielt, sowie die anderen drei Ermittler waren jedoch nicht vor Ort.

„Ton an, Kamera läuft – und bitte“ ruft Regisseur Thomas Jauch von seinem Hocker. Er sitzt nur wenige Meter vom Geschehen entfernt und beobachtet alles über einen kleinen Monitor. Schnell wird klar: Der Mann hat einen Blick fürs Detail. Er bemerkt bei einem der Darsteller einen feinen Strich im Gesicht, der da nicht hingehört. Und tatsächlich findet der Maskenbildner dort ein winziges helles Haar. Sobald dann auch der brummende Bus auf der Letmather Straße vorbeigefahren ist, fällt die Klappe für den zweiten Durchgang.

Schwerter JVA als spannendes Objekt

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Regisseur Thomas Jauch hat einen Blick fürs Detail.

„Zahltag“ heißt der inzwischen siebte Fall für Faber und Kollegen. Im Fokus der Ermittlungen steht der berüchtigte Motorradclub „Miners “ aus Dortmund, dessen Präsident Thomas Vollmer, gespielt von Jürgen Maurer, aus der U-Haft entlassen wird. Seine Kumpanen warten draußen auf den dicken Harley-Maschinen, während der Vize Luan Berisha (Oliver Masucci) den Boss in Empfang nimmt. Mit dieser Sequenz, vor dem Fahrzeugtor der Schwerter JVA, wird der Tatort beginnen.

Anstalten von hier bis in die Eifel habe man sich seit Recherchebeginn Anfang Januar angeschaut. Die JVA Schwerte-Ergste war eine der wenigen Einrichtungen, die die nötige Drehgenehmigung erteilt hat. Sie bietet aber auch noch andere Vorteile: „Das Objekt ist visuell einfach sehr spannend und wir sind hier vor den Toren von Dortmund“, begründet Produktionsleiterin Marion Sand die Wahl der Bavaria Fernsehproduktion Niederlassung Köln, die für die Dortmunder, Münster und Kölner Tatorte verantwortlich ist.

Entlassung ohne Händedruck

Insgesamt drei Szenen aus 18 Kameraeinstellungen, darunter auch eine Aufnahme aus der Luft mittels Kran, wurden am Dienstag gedreht. Von den rund zehn Minuten Rohmaterial werden später nur etwa anderthalb Minuten zu sehen sein. Dementsprechend kurz ist der Auftritt von Jörg Franke, der als Statist im Grunde genommen sich selbst spielte: „Entlassungen kommen bei uns tagtäglich vor,“ berichtet der Gefängniswärter. Allerdings muss er einräumen, dass es in der Realität doch ein wenig anders aussieht: „Man kennt die Insassen ja schon sehr lange und hat eine Beziehung zu ihnen aufgebaut. Da gibt es zum Abschied durchaus auch einen Händedruck.“ In der Tatort-Szene begleitet er den „arroganten Rocker“ lediglich nach draußen und übergibt ihm seine Tasche.

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Jürgen Maurer und Oliver Masucci (v.l.) in der Drehpause.

Bekannte Gesichter unter den Darstellern

Ein Training oder Coaching gab es vorher nicht: „Der Regisseur hat mir kurz erzählt, wie er es sich vorstellt. Wir haben zwei-, dreimal geprobt und dann ging es auch sofort los.“ Franke hatte sich neben anderen seiner Kollegen für die Statistenrolle selbst ‚beworben‘, weil die Produktionsfirma diese noch zu besetzen hatte. Er wurde dann per Selfie, also Selbstporträt, ausgewählt: „Warum, weiß ich auch nicht“, lacht der Justizvollzugsbeamte. Der gebürtige Dortmunder ist absoluter Tatort-Fan. „Zahltag“ wird er – wie jeden Sonntag – gemeinsam mit der ganzen Familie schauen.

Während und zwischen des Drehs war die Stimmung durchweg gelassen. Die Crew, bestehend aus 35 Personen hinter der Kamera, ist ein eingespieltes Team. Aber auch die fünf Schauspieler kennen sich untereinander, so wie Jürgen Maurer und Oliver Masucci aus Österreich. Sie haben schon häufiger am Wiener Burgtheater zusammen gespielt, der Tatort ist aber ihr erster gemeinsamer Fernsehdreh. Maurer hat bereits mehrere Male bei Tatort-Produktionen mitgewirkt und war unter anderem in „Frau Müller muss weg“ mit Anke Engelke zu sehen. Oliver Masucci dürfte vielen als Adolf Hitler aus dem Kinoerfolg „Er ist wieder da“ bekannt sein.

Bis zum 17. März dauern die Dreharbeiten für „Zahltag“ noch an. Geplant ist die Ausstrahlung für den kommenden Herbst, ein genauer Sendetermin steht aber noch nicht fest.
Weitere Informationen zum siebten Tatort aus Dortmund gibt es unter https://presse.wdr.de/plounge/tv/das_erste/2016/02/20160216_tatort_dortmund.html.

Bitte beachten Sie auch die Diashow zum Tatort-Dreh an der JVA Ergste.


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