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Channel: Blickwinkel – Das Nachrichtenportal für Schwerte
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Tausche Geldscheine gegen Notenblätter: Theater am Fluss präsentiert „Best Of Gala“

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Sylvia Guse und ihre musikalische Parabel.

Schwerte. Lars Blömer verwandelte am Samstag die Schalterhalle der Schwerter Sparkasse in einen filigranen Kulturtempel und zeigte mit seinem Ensemble vom „Theater am Fluss“ ein „Best of“ aus den vergangenen Jahren. Licht, hell und mit toller Akustik bietet die Halle den geeigneten Rahmen für Gesang, Musik und Stückauszügen. Es wurde ein Streifzug durch die erfolgreichen Produktionen der letzten Jahre: Von der Mutter Courage über Goethes Faust, von Sweeny Todd bis zur Drei-Groschenoper ging die Reise.

Sparkassenchef Dr. Uwe Trespenberg begrüßte die Gäste aus dem Bereich Kultur und zeigte sich hoch erfreut über den guten Zuspruch beim Publikum und die breite Resonanz. Schließlich hatte am gleichen Abend nicht nur das musikalische Schwergewicht Theo Spanke in die Rohrmeisterei geladen, in Westhofen sammelten sich zeitgleich auch rund 350 Männer an drei Orten zum Sup Peiter. „Ich weiß, Ihnen ist die Unterhaltung des Publikums ein großes Anliegen und die Weltverbesserung kommt dann erst hinterher,“ leitete er an den Moderator weiter.

Lars Blömer, in dunklem Anzug und weißen Hemd, führte dann gut vorbereitet und authentisch durch den Abend und spickte die Übergänge zwischen den Stücken mit Hintergrundinformationen und Beziehungen zum Zeitgeschehen. Dass der Abend nicht zum dominanten Frontalunterricht verkam, lag an der ebenso zeitlos-anspruchsvollen Auswahl der Theaterhäppchen mit Inhalt und den großartigen Darstellern. Hier musste sich niemand verstecken und die unterschiedlichen Farben und Möglichkeiten des Ensembles wurden deutlich.

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Lars Blömer, Chef des Theaters am Fluss.

Vorfreude auf mehr

Sylvia Guse mit ihrer musikalischen Parabel aus Brechts Seeräuberjenny oder Sarah Pennisis Gretchen Adaption hallen nach und schüren die Vorfreude auf mehr. Und merke: Obacht vor den Abwaschmädchen, wer weiß ob sie nicht an den Ufern ein Kanonenboot parken. Stefan Bauer als teuflischer Barbier oder Michael Rotthowe als Heinrich Faustus auf Sinnsuche taten ihr Übriges. Das junge Ensemble zeigte, wie spielerisch sich Gräben überwinden lassen und geben einen Ausschnitt aus Ronja Räubertochter. „Knüppelvoll mit Hosenschissern“ ist da die Burg der anderen und der wundervolle Sprachduktus von Astrid Lindgren wirbelt lebendig-rauh und wie selbstverständlich durch die feinen Räumlichkeiten. Johanna Grünebaum und Helena Eicher geben schon jetzt ein tolles anarchisches Räuberkinderpaar und wollen von der Leine gelassen werden.

Im April ist es soweit, da wird der Kreidestrich kurzerhand zum tiefen Graben und mit wenigen Mitteln offeriert das Ensemble schon einmal einen Vorgriff auf die Aktivitäten in der kommenden Spielzeit. Eine Prise Hölderlin, ein Vorgeschmack auf Richard den III.: die Theatermacher haben keine Berührungsängste und bereichern das Kulturleben der Stadt mit Stücken zum gedanklichen Kauen. Sturheit, Darstellungslust und Leidenschaft siegt auch 2016 und ein Werbeabend in eigener Sache ist deutlich besser als eine Werbeverkaufsfahrt für Rheumadecke und Kaffeegedeck. Theatralische Vorfreude, anarchische Spielfreude mit Konzept und Struktur und das alles mit finanziellen Mitteln, die große Banker wohl als Peanuts bezeichnen würden. Respekt vor der Schaffenskraft! Kartenvorverkauf läuft!


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