
Schwerte. Die Sternstunden am Bösendorfer gehören zu den herausragenden Ereignissen, die das Musikjahr bietet. Die erste Sternstunde des Jahres 2017 findet schon am 15. Januar (Sonntag 11 Uhr) in Halle 3 der Rohrmeisterei statt. Gemeinsam mit der Konzertgesellschaft präsentiert die Bürgerstiftung das Konzert mit dem ukrainischen Pianisten Volodymyr Lavrynenko. Der 32-Jährige erhielt seinen ersten Klavierunterricht im Alter von fünf Jahren. Danach absolvierte er eine Ausbildung einer Spezialmusikschule für besonders Begabte und am „P. I. Tschaikowsky Konservatorium“ in Kiew in der Klasse von Prof. B. Archimowitsch und einem Abschluss mit Auszeichnung 2006. Seine Studien führten ihn in die Schweiz, er ist dort auch bereits vielfach als Solist aufgetreten. Schon vor dem Schubertwettbewerb hat er wichtige Preise gewonnen, darunter auch Publikumspreise und Preise internationaler Klavierwettbewerbe. In Schwerte spielt er eine Schubertsonate (Op. 960), aber auch selten zu hörende Klavierwerken von Ravel und Prokofiev.

Volodymyr Lavrynenko
Dr. Ulrike Pfau-Tiefuhr aus dem Vorstand der Konzertgesellschaft hatte Gelegenheit, mit Volodymyr Lavrynenko zu sprechen. Sie stellte dem Blickwinkel dieses Interview zur Verfügung.
Wie fühlt man sich so alleine auf einer Bühne?
„Normalerweise fühle ich mich auf der Bühne wohl und gar nicht einsam. Der Kontakt mit dem Publikum ist mir sehr wichtig, und diesen Kontakt kann man finden, auch wenn die Zuhörer ins Dunkle getaucht sind. Aber etwas ich gebe zu: Kammermusik ist ein wenig einfacher zu spielen. Wahrscheinlich weil man den Stress noch mit jemandem teilen darf.“
Das Thema „Üben“ stellt sich jedem Laien. Zwei Stunden am Tag oder gar acht, gerne oder nicht, immer freiwillig?
„Sie müssen diese Frage bei mir leider umgekehrt stellen, denn ich muss mich oft zwingen, zu üben! Die Inspiration kommt gar nicht so oft, wie ich es mir wünsche. Aber falls sie plötzlich da ist, dann macht Üben richtig Spaß. Aber es stimmt eben auch: Üben ist meine Arbeit, und manchmal hat man zum Arbeiten keine Lust -und muss sie trotzdem machen.“
Eine Frage berührt den gerade vergangenen Schubertwettbewerb, bei dem Sie den 1. Preis „abgeräumt“ hat. Es ist auch ein Messen mit Konkurrenten, manchmal vielleicht sogar guten Freunden – manchmal auch eine menschlich schwierige Situation?
„Ich muss ehrlich sagen, ich versuche während des Wettbewerbs absolut kein Kontakt mit anderen Teilnehmern und Juroren zu haben. Nach dem Wettbewerb – gerne. Beim Wettbewerb ist Konzentration alles, und es funktioniert bei mir viel besser, wenn ich alleine bin und mich nichts ablenkt. Was die Kollegen und Freunde betrifft: ich versuche, sie zu unterstützen! Ich wünschte mir 2016 sehr, dass Vasyl Kotys (5. Preis beim Schubert-Wettbewerb) auch ins Finale mit mir kommt. Gleich zwei Ukrainer im Finale – das hätte mich sehr gefreut.“
Was fühlen Sie, wenn Sie an Ihr Heimatland denken?
„Das ist ein wirklich trauriges Thema. Leider ist eine Rückkehr in die Ukraine- so sehr ich meine Heimat liebe – für mich keine Alternative. Das einzige, was ich wirklich gut kann ist: Klavier spielen. Kunst wird bei uns derzeit nicht wertgeschätzt. Während des weiterhin herrschenden Krieges investiert die Regierung in Waffen und nicht in Kunst. Es ist eher noch schlimmer geworden und ich habe wenige Hoffnung auf eine positive Änderung.“
Karten für das Konzert gibt es u.a. in der Rohrmeisterei oder bei der Konzertgesellschaft unter tickets@kgs-schwerte.de