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Channel: Blickwinkel – Das Nachrichtenportal für Schwerte
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Humor und Nachdenkliches: Firas Alshater kam auf Schwerte zu

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Schwerte. Berührungsängste? Die kennt Fiars Alshater nicht. Das wissen mehr als 800000 Menschen, die seinen ersten Videobeitrag in seinem YouTube-Kanal „Zukar“ gesehen haben. Auch in Schwerte weiß man spätestens seit Mittwoch, dass sich der aus Syrien geflohene Schauspieler und Autor in Berlin für vertrauensvolle Umarmungen zur Verfügung gestellt hat. Firas Alshater war Gast der Rohrmeisterei, des Bündnisses Schwerter gegen Rechts und der Bildungseinrichtung KOBI und hatte viele Menschen in die Halle 2 der Rohrmeisterei gelockt, um dort über sich, die Deutschen und sein Buch „Ich komme auf Deutschland zu“ zu sprechen.

Tobias Bäcker zeigte sich erfreut über die gut besuchten Reihen. „Das zeigt uns, dass wir mit unserem Angebot auf dem richtigen Weg sind“, erklärte der Chef der Rohrmeisterei, die ein Teil des literarischen Bündnisses ist. Jennifer Petroll (Bündnis gegen Rechts und KOBI) unterstrich, dass Veranstaltungen wie diese bewusst politischen Charakter haben und „dem Abbau von Vorurteilen dienen sollen“.

Gastgeber unter sich: Tobias Bäcker, Ursula Meise, Firas Alshater und Jennifer Petroll (v.l.).

Offen, ehrlich, freundlich

Vorurteile. Die hat es am Mittwoch nicht gegeben. Viele Besucherinnen und Besucher sind auf Firas Alshater zugegangen, haben sich mit ihm fotografiert und fotografieren lassen. So wie die Besucher auf ihn, so ging Firas Alshater auch auf die Menschen zu. Offen und ehrlich und freundlich. Das macht Arme ganz breit. Und sicher, es gab an diesem Abend auch einiges zu lachen, weil man mit Humor ja viel mehr erreicht, wie Firas Alshater immer sagt. Und doch begann der Abend mit einem schweren Kloß im Hals und in der Magengegend. Denn Alshaters erster Beitrag war ein Film, in dem eine Szene das ganze Leid der Menschen im syrischen Krieg zusammenfasste: die Trauer von Eltern um ihre toten Kinder. Bedrückend und sehr nachdenklich machend.

Heute lebt Firat Alshater in Berlin, will seitdem wissen, wer die Deutschen sind, will sie verstehen, sie und ihr Pfandsystem, ihre Liebe zum Papier, ihre privaten Briefkästen und ihre Fahrkartenautomaten. Alshater fragt, wie Integration gelingen soll angesichts der Lage vieler Flüchtlingsunterkünfte und ihrer zum Teil katastrophalen hygienischen Verhältnis. „Das ist zwar allemal besser als Krieg und Hunger“, sagte Firas Alshater – und ließ das dicke Aber mitschwingen im Gespräch mit Moderatorin Jennifer Petroll.

Eine Einheit: Firas Alshater und sein Besuch.

In Damaskus Schauspiel studiert

Firas Alshater wuchs in Damaskus auf und studierte dort Schauspiel. Er gehörte 2011 zu den Mitorganisatoren der ersten Demonstrationen gegen das Assad-Regime und für ein freies Syrien. Um die Entwicklung in Syrien zu dokumentieren, der Propaganda des Staatsfernsehens etwas entgegenzusetzen und die Menschen aufzuklären, besorgte Alshater sich eine Kamera. Zudem half er westlichen Journalisten, möglichst unbemerkt nach Syrien zu gelangen, und unterstützte sie bei der Berichterstattung. Aufgrund regimekritischer Aussagen und Beiträgen wurde er durch das Assad-Regime verfolgt, vier Mal verhaftet und insgesamt fast neun Monate gefangen gehalten und gefoltert.

Zu seiner eigenen Sicherheit musste er Oktober 2012 Damaskus verlassen, lebte kurzzeitig in der Türkei und dann im Norden von Syrien. In Raqqa wurde er dann von islamistischen Gruppen gefangen gehalten, da er deren Verbrechen ebenfalls öffentlich machte. Um den Film Syria Inside seines verstorbenen Freundes Tamer Alawan fertig zu editieren, ging Alshater schließlich nach Deutschland. Zusammen mit dem deutschen Filmproduzenten Jan Heilig schloss er die Arbeiten am Film ab und veröffentlichte diesen Ende 2013. Seit Mai 2013 lebt Alshater in Berlin; im selben Jahr erhielt er Asyl in Deutschland. Hier arbeitete er als freier TV-Journalist für arabische Sender und produzierte eigene Kurzfilme

 


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