Dieter, was ist denn los? Da gewinnt der BVB mirt 2:1 in Bremen, ist damit der Vizemeisterschaft deutlich näher gekommen, und noch immer sehe ich keinen Ausdruck der Freude in deinem Garten. Der Fahnenmast ist immer noch blank. Dabei kann es doch einer Fahne, auch einer schwarz-gelben nicht, gar nicht zu kalt sein.
Schon eine ganze Weile ist die Stange nackt, an der das gute -, na eher zerschlissene Stück in seinem Garten hing. Es hätte mir gleich auffallen sollen. Denn bei der im Moment am späteren Nachmittag tief stehenden Sonne hätte das schwarz-gelbe Stoffstück ja wieder Schlagschatten in mein Wohnzimmer werfen müssen. Aber da war nix. Und jetzt habe ich’s gesehen: Der Dieter hat die Notbremse gezogen. Quatsch, was schreibe ich da? Er hat die Fahne abgenommen. Nein, eingeholt, wie das im Fachjargon heißt.
Jetzt bin ich nicht der einzige, der rätselt, ob der Dieter mit dem Einholen der Fahne auch gleich sein schwarz-gelbes Bekenntnis eingerollt hat. Die einen sagen so, die anderen glauben’s eher nicht. Denn bislang ist der Dieter immer tapfer ins Stadion gefahren, vielleicht aber auch nur deshalb, weil er seine Dauerkarte ja bezahlt hat. Das Geld muss man dann schließlich auch absitzen, den 12 Punkten Rückstand zum Trotz. An irgendeinen Baum in der Umgebung hat der Dieter seine Katte auf jeden Fall nicht genagelt, das hätte ich gesehen. Und auch die Fahne weht nirgends anders – es soll ja in Ergste mehr Blaue geben als Schwarz-Gelbe.
Aber vielleicht hat sich der Dieter ja seinerzeit auch mit einer Spezialfahne eingedeckt. Die darf nur dann am Mast wehen, wenn der BVB mindestens Vierter in der Tabelle ist und damit Hoffnungen hegen darf auf die Champions League. Und er ist Vierter im Moment, Dieter. Vierter!!!! Unterhalb dieser Platzierung hat die Fahne einen selbst auslösenden Verschleißmechanismus. Und ich sage Ihnen, das Ding hat ganz schön gelitten. So wie der Dieter, auch wenn er das hier bislang gut übertünchen konnte und seine Tränen bereits im Stadion vergossen hat.