
Jetzt soll niemand so tun, als ließe sich die aktuelle Anmeldemisere an den Schwerter Gymnasien an Entscheidungen festmachen, die schulpolitisch in Schwerte getroffen worden sind. Das wäre falsch.
Klar, hätte man seinerzeit am mehrgliedrigen Schulsystem mit Realschule, Gymnasium und Gesamtschule festgehalten, hätten die Gymnasien ihre Sieben- oder Achtzügigkeiten nicht aufgeben müssen. Die Reduzierung auf fünf Züge war die Kröte, die geschluckt werden musste, um die zweite Gesamtschule an den Start zu bringen – ein Muss angesichts der Zahl der Schwerter Schülerinnen und Schüler, die am Gänsewinkel abgewiesen werden mussten, weil es viel mehr Anmeldungen als Plätze gab. Ein Muss auch deshalb, um Schülern mit Hauptschulempfehlungen eine Zukunft zu geben. Eine Gesamtschule kann das leisten, eine Realschule nicht. Und eine Hauptschule wird in Schwerte nicht mehr vorgehalten; die Schulform ist insgesamt das Opfer einer Rufmordkampagne geworden.
Jetzt gibt es in der Schwerter Schullandschaft zwar keine eigenen Kinder mehr, die abgewiesen werden müssen, wohl aber Dortmunder Schülerinnen und Schüler, die näher dran sind an Schwerte als an Dortmund – nicht nur geografisch. Für Generationen von Schülern aus diesen Bereichen war es eine Selbstverständlichkeit, in Schwerte zur Schule zu gehen. Das geht jetzt nicht mehr, zumindest nicht für alle, weil die übergeordneten Instanzen glaubten, die gymnasialen Züge in ein enges Korsett pressen zu müssen. Fünf Züge gegen die Gründung der zweiten Gesamtschule – eine Kröte, die es zu schlucken galt, um allen Kindern aus Schwerte eine Beschulung vor Ort zu ermöglichen. Mittlerweile gibt es wieder sechs gymnasiale Züge dank einer Beschulungsvereinbarung mit Iserlohn – und das ist immer noch zu wenig.
Und jetzt kommen die Dortmunder ins Spiel. Hätten die nämlich im vergangenen Jahr einer Beschulungsvereinbarung nur für die Gymnasien mit Schwerte zugestimmt, gäbe es jetzt keine 17 Schülerinnen und Schüler, die vor verschlossenen Türen stehen. Aber es gäbe immer noch 205 Kinder, die ein Schwerter Gymnasium besuchen wollen – zu viel für sechs Züge. Und jetzt?
Oben muss die Einsicht greifen, dass es in der Schulpolitik ohne Flexibilität nicht geht. Schließlich geht es hier um Kinder, die in ihrem sozialen Gefüge nicht an einer Ortsgrenze Halt machen. Jetzt geht es um einen Zug mehr, mehr nicht. Es wäre doch gelacht, wenn die beiden Schwerter Gymnasien das nicht gemeinsam stemmen könnten. Ob der Wunsch Vater des Gedankens bleiben wird?