
Schwerte. Das Zwei-Personen-Stück „Norway.Today“ aus der Feder des Schweizers Igor Bauersima, ist die aktuelle Inszenierung des Theaters am Fluss unter der Regie von Anja Samaga. Die Premierenvorstellung am Freitagabend war ein voller Erfolg.
Das Duo-Drama, das von einer Sinnkrise erzählt und eine schöne Liebesgeschichte beinhaltet, brachten die Mitglieder des Jungen Ensembles, Katharina Hülsmann und Julius Hardt, grandios gut auf die Bühne.

Julie und August lernen sich im Chatroom kennen.
Julie (Katharina Hülsmann) fragt im Chatroom: „Möchte jemand mit mir in den Tod gehen?“ Es meldet sich August (Julius Hardt). Die zwei lebensmüden Jugendlichen treffen sich im kalten Norwegen an einem Fjord. Dort wollen Sie gemeinsam in den Abgrund springen.
Zehn Sekunden dauert der 600 Meter tiefe Fall hat August ausgerechnet. Zehn Sekunden, in denen sie sich von der Last des Lebens befreien und danach genug Zeit zum Denken haben, denn „wenn es stimmt, wie alle sagen, ist der Geist unendlich“ argumentiert Julie. Leben war für sie immer nur „am Leben, nie mitten im Leben.“ Julies Entschluss ihrem Leben ein Ende zu setzen, scheint über jeden Zweifel erhaben. August hingegen scheint zwiespältig. Die Zwei kommen sich emotional näher. Julie sagt: „Ich bin glücklich, morgen sterben wir.“

Julie wagt schon einmal einen Blick in den Abgrund.
„Ich hab‘ jetzt keinen Hunger mehr“
Nach der letzten gemeinsamen Nacht im Zelt nehmen Julie und August Abschieds-Videos für ihre Eltern auf. „Ich war überall, und den Rest hab ich in Filmen gesehen“, sagt Julie in die Kamera. „Ihr habt mir die Welt serviert, ich hab von allem gehabt und ich hab auch alles wieder ausgespuckt, kaum hatte ich es im Mund. Und ich glaube, ich hab jetzt keinen Hunger mehr.“
Das Bühnenbild, vom Jungen Ensemble und Matthias Oberschelp, ist schlicht. Grobe Steine, ein weiß verhängtes Möbelstück das die Klippen symbolisiert und im Hintergrund eine auf die Leinwand projizierte verschneite bergige Landschaft. Dazu ein kleines Zelt, in dem sie sich in ihrer vermeintlich letzten Nacht, verbal Zärtlichkeit und Berührungen beschreiben. Ihre Abschiedsstatements für die Nachwelt, die befreiend für sie sein sollten, geraten zur Belastung und offenbaren die Tragik ihres Vorhabens.

Die Abschiedsstatements an die Eltern werden immer wieder verworfen.
Großartig, was Katharina Hülsmann und Julius Hardt an schauspielerischer Leistung boten. Dialoge, Tonfall und Gesten saßen exakt. Das intensive Zwei-Personen-Stück fordert den Schauspielern alles ab. In der diffizilen Auseinandersetzung agierten die Darsteller schlichtweg brillant. Ein fesselndes Jugendstück mit hoher dramaturgischer Dichte, das Regisseurin Anja Samaga mit ihren Assistentinnen Melissa Ihde und Lara Stein, inszeniert hat.
Weitere Vorstellungen folgen am 4. , 5. , 7. , 9. und 10. März jeweils 19 Uhr in der Theaterhalle 4 der Rohrmeisterei
Für „Norway.Today“ haben Intendant und Regisseurin als freiwillige Selbstkontrolle eine Mindestaltersgrenze von 14 Jahren festgelegt.