
Schwerte. Gleichstellung, Frauenquote, mehr weibliche Führungskräfte, Gewalt gegen Frauen, Diskriminierung oder gleicher Lohn für gleiche Arbeit – Themen, die Frauen interessieren und für die viele seit Jahrzehnten kämpfen. Birgit Wippermann, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Schwerte, und Gudrun Körber, Vorsitzende der AG Frauen, begrüßten ihre weiblichen Gäste am Mittwoch zum Internationalen Frauentag, dem Aktionstag für die Gleichstellung der Frauen, in der Rohrmeisterei.
Bereits zum 106. Mal wird der Frauentag international am 8. März gefeiert. Er ist 1911 hervorgegangen aus einer Initiative sozialistischer Organisationen im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht der Frauen und die Emanzipation der Arbeiterinnen. „Jeder Schritt in die Emanzipation wurde hart erkämpft“, erörterte Birgit Wippermann. Die Frauenquote hieße nicht, dass weniger qualifizierte Frauen Männern gegenüber bevorzugt würden. Auch war Gewalt gegen Frauen ein Thema: „Wir haben viele Frauenselbstbehauptungskurse angeboten und organisiert mit Petra Landwehr vom Kommissariat Kriminalprävention und Opferschutz. Wirksame Waffen seien selbstsichere Haltung und ein bestimmendes „Nein-Sagen“. Die Täter suchten Opfer und keine Gegner.

Gudurn Körber (li.) und Birgit Wippermann begrüßten die vielen weiblichen Gäste und informierten über Frauenrechte und -themen. Foto: Christel R. Radix
In 129 Jahren wird sich die Lohnlücke schließen
Auch müssten die Frauen dem „Rechtsruck und Populismus entgegenwirken. „Am 12. Mai ist Landtagswahl und im September Bundestagswahl. Hier können wir die Stimme erheben gegen Ungerechtigkeiten“, forderte Birgit Wippermann auf. Zum Thema Lohngleichheit führte Birgit Wippermann eine Studie des Soziologen Dr. Carsten Wippermann, nicht verwandt und verschwägert mit der Gleichstellungsbeauftragten, an, in der dieser belegt, dass in 129 Jahren es soweit sein wird, dass sich die Lohnlücke schließt.
Auf den Equal Pay Day (EPD), der symbolisch den „den geschlechtsspezifischen Entgeltunterschied“, der laut Statistischem Bundesamt aktuell 21 Prozent in Deutschland beträgt, markiert, wies Gudrun Körber hin. „Umgerechnet ergeben sich 77 Tage bis zum 18. März, das Datum des nächsten EPD am 18. März 2017. Bis zu diesem Datum arbeiten die Frauen umsonst, setzt man den gleichen Stundenlohn zwischen Frauen und Männern voraus, während Männer schon seit dem 1. Januar für ihre Arbeit bezahlt werden.“ Am EKP werden die Gleichstellungsbeauftragte und die AG Schwerter Frauengruppen mit Info-Ständen von 9 bis 13 Uhr auf dem Marktplatz mit dem roten EPD-Taschen, dem Symbol für das fehlende Geld, sowie von Gudrun Körper gebackenen Keksen, eine zwei und eine eins, die die 21 Prozent darstellen, vertreten sein, um so der Entgeltgleichheit einen Schritt näher zu kommen.
Ina Wohlgemuth und Kollektiv WortRock beanspruchten Lachmuskeln
Nach diesen Informationen startete das Bühnenprogramm mit dem Kollektiv Wortrock: Frau W, alias Ina Wohlgemuth, die „Potenzial-Anneliese“ der Deutschen Wirtschaft, hat eine Mission. Sie will mehr Frauen an die Spitze bringen. Und deshalb heißt es: Von Männern lernen, heißt siegen lernen. „Was ist das Statussymbol erfolgreicher Frauen“, fragte die Wirtschaftspsychologin. Sei es die Visitenkarte, das große neue Dienstfahrzeug oder der Parkplatz? Das wichtigste Statussymbol der Männer sei das Sahneschnittchen im Vorzimmer. „Ich habe vier davon.“ Nämlich ihre vier Musiker von Kollektiv Wortrock.
Ihr Programm: Rock’n Sing, zum Rocken und Mitsingen. Die Texte ihrer Songs wurden mittels Beamer auf eine Leinwand projiziert. Von Ina Wohlgemuth selbst geschriebene Texte wurden musikalisch in bekannte Rock- und Popsongs verpackt. Und dann legten sie los. Ihr Repertoire, von „Breakfest in america“ von Supertramp, „Hotel California“, über „Finus“, „König(in) von Deutschland“ oder „50 ways to leave your lover“, indem Meetings, männliche Karrieristen oder der Präsentatismus in den Fokus gerückt wurden, beanspruchten die Lachmuskeln der Gäste.
Nach dem ersten Song rief die Herdeckerin: „Schluss mit lustig. Jetzt gibt es eine Vorlesung. Sie wollen doch schlauer hier rausgehen, als sie reingekommen sind!“ „Geht doch gar nicht“, erschallte es aus dem Zuschauerraum. Die Sängerin gab Tipps, wie Frau sich in Meetings verhalten solle („Vergessen Sie alles, was Sie gelernt haben: Unterbrechen Sie so oft wie möglich“), wie der Aufstieg gelingt oder wie Frau delegiert.

„Schluss mit Lustig“: In ihrer Vorlesung gab Ina Wohlgemuth Tipps wie Frau im Beruf weiterkommt. Foto: Christel R. Radix
Und auch der Frauenbeauftragte der Band meldete sich zu Wort. Der 56-jährige Jerd, alias Volker Spitz, seines Zeichens Schlagzeuger und Comedian. Er klärte über Frauenparkplätze auf, die nicht dazu da seien, damit die Männer ihre Frauen dort parkten, befand, „das der Mann der Frau bei der Arbeit immer häufiger mit großem Interesse zuschaut und das sollte ‚Mann‘ weiterhin ausbauen. Und seine Erkenntnis, dass die Frau nicht nur immer alles selber macht, sondern auch noch gleichzeitig. „Das nennt ‚Mann‘ multi-casting-Fähigkeit. Da bin ich nur froh, dass dat für die Frau genetisch ist.“
Es war eine mitreißende, köstliche, musikalische Reise durch die Arbeitswelt, voller Satire und Ironie. Ina Wohlgemuth und ihr Kollektiv Wortrock wurden mit riesigem Applaus bedacht. Leider verspürten die weiblichen Gäste anscheinend wenig Lust zum Mitsingen und Mitklatschen.