
Schwerte. Die Schülerinnen Mira Aurich, Sophia Brockhage und Arana Sathananthan haben in diesem Jahr den „Jugendpreis Gemeinsinn“ erhalten, den der Rotary Club Schwerte am Dienstagabend im Clublokal „Haus Ledendecker“ schon zum 15. Mal vergeben hat. Die drei jungen Damen stehen stellvertretend für die 20 Jugendlichen, die im Sommer 2016 in Schwerte ein Sommercamp für geflüchtete und deutsche Jugendliche im Alter von 12-16 Jahren begleitet und betreut haben. Die drei sind 17 und 18 Jahre alt, wohnen in Schwerte und Dortmund und machen in diesem und im nächsten Jahr ihr Abitur.
Aktivitäten keine Eintagsfliege
Michael Grüll, Chef der Schwerter Stadtwerke und Mitglied der Jury, unterstich in seiner Laudatio, dass in einer Zeit, in einer Gesellschaft, in der der Einzelne seine Rechte, seine Ansprüche und Forderungen weit höher als seine Pflichten einschätze und einfordere, „es von besonderer Wichtigkeit ist, dass möglichst viele Menschen, insbesondere junge Menschen sich ohne eigenen Vorteil in den Dienst anderer stellen, sich zum persönlichen Engagement bereitfinden und auf diese Weise auch Anregungen für echten bürgerlichen Gemeinsinn geben. Wir durften wieder mal lernen, dass es in Deutschland und insbesondere in Schwerte doch eine „andere“ Jugend gibt, junge Menschen mit einem eigenen Verständnis von bürgerschaftlichen Engagement, die sich ein eigenes Bild von der Gesellschaft und von dem Wandel in der Gesellschaft machen wollen“. Ihre Aktivitäten seien keine „Eintagspfliege“ sind, sondern bei allen Dreien das klare Bekenntnis und das innere Bedürfnis zum Gemeinsinn, zum bürgerschaftlichen Engagement, zum Unterstützen von Menschen jeglicher Herkunft. „Die Stadt Schwerte könnte möglichweise ohne einen Rotary Club auskommen, aber ohne das ehrenamtliche Engagement älterer und insbesondere junger Menschen dürfte das Leben in ihr auf Dauer jedoch wesentlich ärmer sein“.
Jury schnell überzeugt
Ziel des Sommercamps war die Unterstützung der geflüchteten Jugendlichen in der Sprachentwicklung und im sozialen Umgang; über gemeinsame Freizeitaktivitäten sollte ein besseres Kennenlernen entstehen und Unsicherheiten abgebaut werden. Die „deutschen“ Jugendlichen engagierten sich freiwillig und organisierten eine Woche mit Lern- und Freizeitinhalten für die Beteiligten, dabei haben sich die drei Preisträgerinnen besonders hervor getan.
Vorgeschlagen wurden die drei jungen Damen von Judith Bäcker, Mitarbeiterin des Jugendamtes der Stadt Schwerte. Die Jury, die unter den Vorschlägen auswählt, haben sie mit ihren Vorstellungen von Unterstützung hilfsbedürftiger junger Menschen aus Deutschland und insbesondere auch aus osteuropäischen und arabischen Ländern unterschiedlichen Geschlechts und anderen Glaubensrichtungen überzeugt. Im Rahmen eines Interviews berichteten sie über die Abläufe des Camps, über schöne Erfahrungen, aber auch über Nickeligkeiten, den kleinen Kampf der Geschlechter und der Gläubigen.
Wer wird Nachfolger von Jürgen Ebberg?
Auch nach dem „Sommerprojekt“ wollen die drei weiterhin den Kontakt zu den ausländischen Jugendliche aufrecht zu halten, sie in unterschiedlichen Bereichen weiterhin unterstützen oder anderen Mitschüler ihrer Schule in verschiedenen Projekten helfen. Sophia ist sogar dabei, Arabisch zu Lernen um ihre Unterstützungsmöglichkeiten zu verbessern und so einen noch besseren Zugang und Verständnis zu den ausländischen Jugendlichen zu erlangen. Sie weilte während der Preisverleihung in Schottland.
Nach dem Abitur planen Mira, Sophia und Arana unterschiedliche Wege: „Polizei“, „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ und „Auslandsaufenthalt mit „MINT“ – Faszination (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) sind die Stichworte.
Schließlich muss noch ein Nachfolger für Jürgen Ebberg gefunden werden. Der Rotarier leitete das Projekt „Jugendpreis Gemeinsinn“ in den letzten neun Jahren, will sich aber fortan dem internationalen Jugendaustausch der Rotarier widmen. Wer demnächst den Jugendpreis betreuen wird, steht noch nicht fest. Jürgen Ebberg verabschiedete sich mit einem Zitat von Pedro Arrupe, der der 28. Generalobere der Gesellschaft Jesu war und in Hiroshima den Atombombenabwurf überlebte. „Er sagte, und das passt natürlich zu unseren Preisträgerinnen: >> Die Reife eines Menschen zeigt sich am deutlichsten an dem Dienst, den er in der Gemeinschaft leistet. << “