
Schwerte/Kreis Unna. Bereits 1998 wurde das Palliativzentrum Unna am Katharinen Hospital eröffnet. Die Palliativmedizin begleitet und behandelt Patientinnen und Patienten mit unheilbaren Krankheiten, und somit mit begrenzter Lebenserwartung.
In das Palliativzentrum können die schwer Erkrankten durch den Haus- oder Facharzt, ein Krankenhaus, ein Pflegeheim oder einen Pflegedienst, durch den Patienten selbst oder seine Angehörigen aufgenommen werden. Zu dem Palliativzentrum gehören die Palliativstation (PST), die Palliativtagesklinik (PATK), der palliative Konsildienst (PK), sowie der ambulante Palliativmedizinische Konsiliardienst (PKD).

Dr. Boris Hait: „Das Ziel ist, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.“
Auf der Palliativstation in Unna, die über sieben liebevoll eingerichtete Einzelzimmer verfügt, werden die Patienten stationär, zeitlich begrenzt, behandelt. „Die durchschnittliche Verweildauer liegt bei achteinhalb Tagen“, berichtet der leitende Oberarzt und Leiter der Palliativstation Dr. Boris Hait. „Das liegt daran, dass wir gut ambulant arbeiten“, fügt er lächelnd hinzu.
Palliativversorgung nicht im Bewusstsein der Schwerter
In der Tagesklinik werden die Palliativpatienten ambulant versorgt, mit dem Ziel, einer stationären Aufnahme vorzubeugen. Der PKD bietet palliativmedizinische und palliativpflegerische Beratung an. Das Hauptanliegen ist, den Wunsch des Patienten und der Angehörigen zu unterstützen, den letzten Teil seines Lebens in seiner gewünschten Umgebung zu verbringen.
„Es fehlt in Schwerte das Bewusstsein der Palliativversorgung“, ist die Meinung des Palliativpflegers Johannes Neuser vom Caritas. Neuser betreut die 58-jährige Vera Reichert in Schwerte. 2010 erhielt sie die Diagnose Lungenkrebs. Sie hat viel durchgemacht, war schließlich bettlägerig und pflegebedürftig. Ihr Hausarzt sagte ihr, dass sie ihren nächsten Geburtstag nicht mehr erleben würde.
„Ich genieße jede Stunde“

„Ich bin sehr zufrieden“, sagt Vera Reichert (2.v.r.), die momentan bei ihrem Sohn (nicht im Bild), ihrer Schwiegertochter Diana, ihren Enkelinnen Ewelina, Alisa und Alina lebt und von Palliativpfleger Johannes Neuser (re.) zu Hause betreut wird.
Im November 2016 wandten sich ihre Kinder an das Palliativzentrum, auf das sie durch Eigenrecherche gestoßen waren. Umgehend wurde ein Hausbesuch durch Dr. Hait vereinbart. Medikamente wurden umgestellt, die Palliativpflege veranlasst, und eine Schmerztherapie gemacht. Vera Reichert hat drei Kinder und sechs Enkel – und schon bald werden es sieben sein. Sie lebt bei ihrer Tochter, wenn diese im Urlaub ist, kümmern sich ihr Sohn, die Schwiegertochter und deren drei Kinder um Vera Reichert. Umgeben von Fürsorge und Liebe, medizinisch bestens versorgt sagt sie: „Ich genieße jede Stunde.“
„Wir wünschen uns, dass es vielen Menschen so geht. Das hat auch etwas mit Würde zu tun“, drückt Angelika Schröder, SPD-Vorsitzende, ihr Anliegen aus. Gemeinsam mit Bianca Dausend, CDU, und Reinhard Streibel von den Grünen, tritt sie dafür ein, dass noch mehr Schwerter Bürgerinnen und Bürger, die ein solch schweres Schicksal haben, durch Palliativmedizin versorgt werden können. Doch dazu muss dieser medizinische Zweig publik gemacht werden. Zu wenige Ärzte, Krankenhäuser oder Pflegeeinrichtungen wenden sich an das Palliativzentrum in Unna.
Bessere Versorgung der Patienten ist das Ziel
„Wir müssen den ganzheitlichen Blick auf den Menschen schärfen. Der Patient muss im Vordergrund stehen“, sagt Dr. Hait. In vielen Fällen sei es so, dass einige Mediziner ihr Augenmerk nur auf ihr Spezialgebiet richten würden. Als Arzt müsse man sich beispielsweise fragen, was mit dem Patienten nach dem Krankenhausaufenthalt passiere. „Ein menschenzentrierter Ansatz ist, was durch das Hinzuziehen von palliativer Expertise erreicht werden kann.“ Es müsse die palliative Expertise hinzugezogen werden. „Das Ziel ist, die bessere Versorgung der Patienten.“
Wenn „Not am Mann“ ist, wird seitens des Palliativzentrums schnell gehandelt. Erst vor zwei Tagen wurde Dr. Hait von der Schwerter Hausärztin Dr. Baumann kontaktiert. Eine ihrer Patientinnen, die unheilbar erkrankt war, wurde am Folgetag aus dem Krankenhaus entlassen. Am Entlassungstag waren Dr. Hait und sein multiprofessionelles Team am häuslichen Krankenbett, um mit der Patientin und den Angehörigen alles weitere zu besprechen.
Palliativzentrum bietet rund um die Uhr Hilfe und Ansprechpartner
Dem hochprofessionellen Palliativteam ist es wichtig, dass das Rund-um-Paket stimmt. Die Palette möglicher Maßnahmen umfasst zu der medizinischen und pflegerischen Behandlung, Schmerz- und Ernährungstherapie, Wundversorgung, Physiotherapie bis hin zur sozial- psychologisch und seelsorglichen Begleitung und Entlastung der Angehörigen oder auch die Beachtung spiritueller und kultureller Bedürfnisse
- Palliativzentrum im Katharinen-Hospital Unna, Obere Husemannstraße 2, Unna
- Palliativstation, Tel.: 02303/100-3800; www.Palliativ-unna.de
- Palliativ-Tagesklinik; Tel.: 02303/100-3805
- 24-Stunden-Hotline: 02303/100-3803