
Schwerte. Ein Meister der Tasten ließ am Donnerstagabend das Foyer der Rohrmeisterei erbeben: Jörg Hegemann, ein herausragender Boogie-Woogie-Pianist, der als einer der besten seines Faches gilt, war zu Gast bei Chris Kramer & friends in der Reihe „Rohrmeisterei unplugged“.

Jörg Hegemann demonstrierte seine pianistische Klasse.
Hegemann ließ die Musik der 1920er bis 1950er Jahre wieder aufleben, brannte ein Feuerwerk des Boogie Woogie ab – und das übertrug sich von Beginn auf die Gäste. Mit einem hohen Maß an Technik, Gefühl für Musik, Kraft und Ausdauer demonstrierte der Wittener seine pianistische Klasse. Seine Hände trieb er über die Klaviatur, seine Beine fungierten als Schlagzeug und er trieb den Boogie Woogie bis zur Ekstase – wie ein lebendes Metronom.

Sein „Ganzkörpereinsatz“ ließ den Schweiß fließen.
Hommage an Albert Ammons
Voller Energie und Enthusiasmus ließ der 50-jährige Hegemann Meade Lux Lewis mit „Bear Den Boogie“ wieder auf erleben. Mit „The Art of Albert Ammons“, seine Interpretation des Boogie-Klassikers „Shout of joy“, und „You are my sunshine“ richtete er eine Hommage an einen der großen Drei Boogie-Woogie-Pianisten der USA. Auch der Blues gehörte zu Hegemanns Repertoire. So nahm er das Publikum mit auf einen pianistischen Sparziergang durch den Chicago-Blues der 1930er Jahre.
Immer wieder brachen die Zuschauer in begeistertes rhythmisches Klatschen aus, dass in großem Zwischenapplaus und lauten, anerkennenden Beifallsrufen mündete. Zum Abschluss standen zwei Virtuosen auf der Bühne: neben dem Pianisten Chris Kramer mit seiner Harp. Ein grandioses Finale.
Threepwood ´N Strings gaben richtig Gas

Threepwood ´N Strings, hier mit Chris Kramer, brachten den Saal mit Indie-Folk zum Toben.
Handgemachte Musik mit viel Gefühl und Drive gab es nach der Pause: Threepwood ´N Strings, vier junge Musiker aus Marl, mit Instrumentierung wie beim Irish Folk, knüpften da an, wo Hegemann aufgehört hatte – nicht mit Boogie Woogie, mit Indie-Folk, doch mit ebenso viel Enthusiasmus und Energie, und lauter Unterstützung durch das Publikum.
Stefan Vieth (Gesang, Gitarre), Eva Kempa (Geige, Gesang), Kevin Seidel (Gitarre, Percussions, Backgroundgesang) & Robert Simpkins (Mandoline, Banjo, Bass) gaben mit ihren von Stefan Vieth komponierten Stücken richtig Gas. Die Truppe grenzt sich von ihrer Instrumentierung vom Mainstream deutlich ab, dazu der mehrstimmige Gesang und der durchdringende Rhythmus – da konnte kein Gast mehr ruhig sitzen bleiben.

Eva Kempa, das Geigenwunder.

Leadsänger Stefan Vieth beeindruckte mit seiner warmen Stimme.
Ein bisschen Folk, ein bisschen Pop, ein bisschen Irish – eine Mischung, die ausnehmend gut gefiel. Mit „The kingdom of yours“, dem Opener, zeigten Eva Kempa ihr großes Geigentalent und das kongeniale Zusammenspiel der Band. Im November erscheint ihr Debütalbum, von Chris Kramer verlegt, dass sie natürlich schon im Gepäck hatten, von der sie mitreißende Songs präsentierten. Virtuos auf den Saiteninstrumenten, starke Percussion, prächtige Satzharmonien, die warme und raue Stimme des Frontsängers Stefan Vieth, unterstützt von dem mehrstimmigen Gesang der Band – neue Klangfarben auf hohem Niveau.
Tosender Applaus rief Threepwood ´N Strings zurück auf die Bühne. Mit „Ho, hey“ von den Lumineers, verabschiedeten sich die Marler Band und entließ ein gut gelauntes und beswingtes Publikum nach Hause. Ein toller Abend, der durch den tollen Sound und Licht von Andreas Burkhardt und seinem Team von Mainmix so richtig rund wurde.