
Dr. Hector de Paz setzt zur Linderung von Beschwerden zum Beispiel an der Wirbelsäule auf per Handy zu steuernde Schmerzschrittmacher.
Schwerte. Einen im Körper implantierten Schmerzschrittmacher per Handy-App steuern? Was sich vor einiger Zeit noch als Vision eines Science-Fiction-Autors aufgehört hätte, ist im Marienkrankenhaus Schwerte ab sofort möglich.
Fast elf Millionen Menschen leiden in der Bundesrepublik Deutschland unter chronischen Schmerzen. In diesen Fällen hat das Ziehen oder Stechen in Muskeln und Gelenken ihre Warnfunktion längst verloren, Therapien schlagen selten an. „Die Lebensqualität der Patienten ist massiv eingeschränkt, weil der Schmerz ein ständiger Begleiter ist“, berichtet Dr. Hector de Paz, Leitender Arzt des Zentrums für orthopädische Schmerztherapie im Marienkrankenhaus Schwerte.

Auf dem neuesten Stand der Technik: Dr. Hector de Paz.
Der Schmerz wird ausgeschaltet
Der Chirurg hat sich mit seinem Zentrum auf diese Patienten mit einem Leistungsspektrum spezialisiert, das über zahlreiche konservative Behandlungsmöglichkeiten hinausreicht. Unter anderem mit der neuesten Generation der Schmerzschrittmacher. „Die winzig kleinen Geräte werden minimal-invasiv, also mit einem ganz kleinen Hautschnitt, eingesetzt. Mit der permanent installierten Elektrode werden ständig Ströme abgegeben und somit der Schmerz genau dort, wo er entsteht, unterdrückt und ausgeschaltet“, erklärt der Mediziner.
Wer Schmerzen nach Voroperationen hat, über Gefäßproblematiken in Beinen und Armen verfügt, über Schmerzen in Kopf und Nacken klagt, eine Narkoseunverträglichkeit besitzt oder aber eine Operation vermeiden möchte, für den komme der Einsatz eines Schmerzschrittmachers in Frage. „Mit der neuesten Gerätegeneration haben wir die Möglichkeit, über verschiedene Schmerzprogramme die Schmerzen per Fernbedienung, per Tablet-Computer oder Handy-APP zu steuern“, erläutert Dr. Hector de Paz.
Keine Beeinträchtigungen
Individuell könnten so situationsbedingt Schmerzen durch eine höhere Intensität der von der Elektrode erzeugten Ströme gelindert werden. „Und das Beste ist, dass die Patienten die Wirkung testen können. Nur dann, wenn die Patienten mit den Ergebnissen zufrieden sind, setzen wir die neuen Schmerzschrittmacher ein“, sagt der Facharzt. Dieser Weg biete eine Garantie auf Besserung der Leiden, die im Vergleich bei Operationen oder medikamentöse Therapien nicht besteht. Parallel werden Nebenwirkungen der sonst notwendigen Medikamente vermieden. „Die Risiken der minimal invasiven, kleinen Eingriffe sind weit unter denen einer Operation. Das Einsetzen des Schrittmachers erfordert nur etwas Erfahrung des Arztes“, macht Dr. de Paz zudem darauf aufmerksam, dass mit dem unter die Haut einsetzten Geräte Aktivitäten wie Schwimmen oder Saunieren nicht beeinträchtigen.
Ein weiterer Zugriff in die Medizin der Zukunft besteht durch die Möglichkeit, MRT-kompatible Schrittmacher einzusetzen. Dr. de Paz: „So können bei Bedarf sogar Kernspinthomographien direkt angefertigt werden.“