
Die Tage der Gaststätte „Haus Schneider“ sind gezählt.
Ergste. Wenn am Mittwoch (10. Februar) in der Gaststätte „Haus Schneider“ wie immer am Aschermittwoch der Bacchus zu Grabe getragen wird, dauert es nicht mehr allzu lange, bis die Traditionsgaststätte hinterher geht. Am 31. Oktober wird das letzte Pils aus dem Zapfhahn fließen, werden die letzten ach so leckeren Schnitzel abgebraten – dann ist Feierabend. Das dörfliche Leben in Ergste ist dann um einen beliebten Treffpunkt ärmer. Kein Skat mehr, kein Doppelkopf, kein Würfelspiel. Schock aus darf wörtlich genommen werden. In Ergste haben’s die Spatzen schon von den Dächern gepfiffen.

So sah es vor einem Jahr aus: Wirtin Ute Schneider (l.) und ein Haufen verrückter Weiber umgarnen den Bacchus, den alten Schluckspecht. Foto: Archiv
Keine leicht Entscheidung
Die Entscheidung, versichert die Eigentümergemeinschaft, habe man sich weiß Gott nicht leicht gemacht. Eine Menge Gründe spielen eine Rolle, über die man in der Öffentlichkeit nicht sprechen möchte. Gesundheitliche Aspekte stehen mit oben an. Zudem werden die handelnden Personen nicht jünger. Also hat man sich verständigt, einen Schlussstrich gezogen und das Anwesen verkauft. Ein Investor aus Schwerte, will man im Dorf wissen, plant dort den Neubau von altengerechten Wohnungen.
Glühende Zapfhähne
Aber wer die Ergster kennt, der weiß, dass ihnen deshalb am Mittwoch bei und nach der Bacchus-Trauerfeier das Pils nicht im Halse stecken bleiben wird. Im Gegenteil, man darf sicher sein, dass die Zapfhähne glühen werden. Klar, ein Bacchus wird dort nicht mehr zu Grabe getragen werden. Ach, was wird das wieder ein Wehklagen geben bei Schneider im Mühlendamm 17 ab 19.30 Uhr. Erschütternde Szene werden sich abspielen bei der traditionellen Bacchusbeerdigung. Wenn der Pfarrer spricht (seien Sie sicher, dass er links vom Sarge stehen wird, der Herr Pfarrer Armfeld) und die Klageweiber klagen, wird die Trauergemeinde wieder in einem Meer aus Tränen ersaufen. Und wenn das noch nicht hilft, gibt’s Pils und Schabau oben drauf – nach Beerdigungskuchen und Leichenschmaus, versteht sich.