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Coming Out am Glas: Mut zu neuen Weinwegen

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Gar nicht kleinkariert: Stuart Pigott. Fotos: Andrea Reinecke

Schwerte. Mit der „Beerenauslese“ stellte die Rohrmeisterei ein neues Format der Sonderklasse vor. Anspruchsvolle Genussliebhaber hatten an einem Abend die Möglichkeit, 20 Weine zu probieren und sich auf eine Geschmacksreise zu begeben. Das begleitende Festmenü zeigte nicht nur die Kunst der Küchencrew rund um Marc Kampmann, sondern eröffnete in Kombination mit den edlen Tropfen neue Dimensionen. Eine Horizonterweiterung, die Weinkritiker Stuart Pigott begleitete. An seiner Seite alle Winzerinnen und Winzer, die für die Weine des Abends verantwortlich zeichneten. Pigott wies bereits zu Beginn der Veranstaltung auf das kontrastreiche Programm hin und sollte Recht behalten.

Keine Angst vor großen Tropfen

„Einen Abend so in dieser Form hätten wir vor ein paar Jahren noch nicht nur mit deutschen Weinen stemmen können,“ erinnert er an die Wandlung in der Weinkultur und im Ausbau. Faszinierend dabei die Eigenständigkeit der Weine, die von Boden und Ausbau, von Weinphilosophie und Arbeitshaltung der anwesenden Winzer erzählt. „Ein unendliches Thema und ich bin immer wieder überrascht, auch nach 30 Jahren“ so Stuart Pigott, der über Schwerte sagt: „Ein weißes Blatt ist besser als ein schlechter Ruf.“ Mit dem gelungen Abend, zu dessen Entdeckungen sicher nicht nur das feine Sorbet und die Varianten der Scheurebe zählen, eröffnet sich das Team der Rohrmeisterei eine nächste Stufe in der Kulinarik und bietet nun eine Anlaufstelle für Weinenthusiasten aus dem weiteren Umfeld. Der Dialekt der Winzer, die auch sprachlich in ihrem Heimatboden verhaftet sind, die Möglichkeit an einem Abend in geführter Reihung Weine zu testen, erschließt neue Welten. Und wenn Kommunikationswunder und Winzerin Eva Vollmer mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus dem Weinberg erzählt, dann bekommt der Tropfen noch einen ganz anderen Gehalt. Authentisch, selbstbewusst und vielfältig. Die Persönlichkeiten der Macher spiegeln sich am Ende auch im Glas.

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Gut besucht: Die Gäste kamen auf ihre Kosten, auch im informellen Bereich.

Unterschiede müssen nicht trennen

Pigott gibt sich dabei den ganzen Abend tolerant und gar nicht kleinkariert, lässt Weine in ihren Eigenarten stehe und macht Mut, auf das eigene Empfinden zu vertrauen. Eine Haltung, die ihm seinen Ruf als Weinkritiker mit weitem Horizont eingebracht hat. Kein dogmatischer Frontalunterricht, sondern Lust und Freude an der Vielfalt, das ist der Weg zum Weinglück und nicht nur beim Thema Wein eine gute Idee. Mehr als gelungen, inspirierend und so wie ein Genuss-Abend sein sollte. Wiederholung dringend angeraten.

Persönlichkeiten und Charakter als Essenz im Glas

Andrea Wirsching stach mit ihrem TriTerra heraus, das Weingut von Hövel begleitete mit dem LMEAXX Riesling das Sorbet ganz sensationell, Drautz-Able retten unter anderem den Gewürztraminer und Weingut Diel brachte mit dem goldenen Pittermännchen die Süße zurück. Mutig und innovativ, das Weingut Salwey, das konsequent neue Wege geht und damit die Bürokratie zum Schwitzen bringt. Jeder Wein eigen und mit Berechtigung am Tisch. Ein Abend der Extraklasse, bei dem nicht zuletzt der Schwerter Senf im Vorspiel für einen wunderbar frischen Auftakt in den Variationen von Marc Kampmann sorgte. Drei Zutaten reichen doch vollkommen, um eine eigene Welt zu erschaffen.


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