
Axel Prahl: Immer nah dran am Publikum. Fotos: Ingo Rous
Schwerte. Der Mann hatte es nicht eilig. So wie manch anderer Großer, der in der Provinz durchs Programm hetzt, Pflichtaufgaben herunterspult. Axel Prahl ist anders, verleiht allen Noten einen ganz besonderen Ausdruck – seinen Ausdruck. Er besitzt viel Musikalität, mit der er ja eigentlich seinem arroganten Tatort-Widersacher Professor Boerne mal den Marsch blasen könnte. Doch lieber überreicht Axel Prahl seinem Publikum in Schwerte seine Authentizität, schenkt 400 Menschen einen ebenso langen wie unterhaltsamen Abend und zieht nach drei Stunden einen Schlussstrich unter die 60. Schwerter Kleinkunstwochen. Ob er gewonnen hat?
Überzeugungstäter in Sachen Musik
Doch, darüber würde sich Axel Prahl freuen. Er ist, so macht es den Eindruck, einer von uns. Und er ist Überzeugungstäter in Sachen Musik. Er will unterhalten, seinem Publikum was geben fürs Geld und nutzt dafür Klassiker und eigene Kompositionen. Mal laut, mal leise, immer groovig, immer auf Ballhöhe mit den Menschen vor der Bühne, die er einbezieht, indem er mal Frauen, mal Männer, mal die vor der Bühne und mal die ganz hinten singen lässt und ihnen einhämmert: Es geht doch nichts über ein gemeinsam gesungenes Lied – wie recht es hat, dieses 1,65m kleine Energiebündel, das ausgesprochen einnehmend sein kann.

Full House
Von Piano bis Quetschkommode
Axel Prahl überrascht gleich im ersten Lied. Summertime von George Gershwin. Nur seine Gitarre begleitet ihn. Und eine Stimme, die man dem Herrn Tatort-Kommissar nicht unbedingt zugetraut hätte. Dann kommt sein Insel-Orchester, mit denen er danach den „Blick aufs Mehr“ wagt – der Titel seiner ersten musikalischen Produktion, abgeschlossen „im zarten Alter von 51 Jahren“, wie er sagt. Piano, Orgel, Gitarre, Schlagzeug, Bass, Blasinstrumente, Cello, Bratsche, Violine, Quetschkommode, die Bühne ist voll in der Rohrmeisterei, so voll wie das musikalische Programm des Axel Prahl.
Fürs Herz, fürs Hirn, für die Beine
Rap, Rock, Balladen. Er erreicht das Herz mit „Schön, dass du da bist“. Mucksmäuschenstill ist es im Saal, Text und Musik wirken – mehr kann sich ein Musiker nicht wünschen. Er erreicht das Hirn; „Bla bla bla“ und „Blick aufs Mehr“ bewegen sich in gesellschaftskritischen Dimensionen. Er erreicht die Beine. „Ich bin zu alt“ oder „Liebe hat mir den Tisch gedeckt“ rappen und rocken. Zwischendurch lässt Axel Prahl den Herbert raus und den Marius, zieht immer wieder noch einen aus dem Köcher wie „Da brennt ein Boot auf hoher See“ – „ein maritimes Lied, das ich geschroben habe“ – so sagt man wohl in Ostholstein. Dort, genauer in der Kreisstadt Eutin, hat Axel Prahl vor 56 Jahren das Licht der Welt erblickt. Eine lange Zeit, die reifen lässt. Seiner Musik tut das gut. Seinem Publikum auch. Die holen ihn noch zweimal auf die Bühne, ehe Axel Prahl sowie seine Musikerinnen und Musiker die Gastronomie der Rohrmeisterei zum Ausklang nutzen. Da war Michael Makiolla, Landrat des Kreises Unna, schon nicht mehr in Schwerte. Wie es ihm gefallen hat, weiß ich nicht, aber als Kommissar Thiel mag er den Prahl. Ich habe den Musiker lieber. Aber das könnte auch an Prof. Boerne liegen.

Das Bad vor der Menge

Der Kniefall

Kasatschok

Und Action!

Axel Prahl rapt.

Ganz am Anfang.