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Stimmiges Stadtquartier mit hoher Aufenthaltsqualität

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Das Gemeindehaus als Bindeglied zwischen den historischen Gebäuden des Ensembles. Foto: Florian Monheim

Schwerte.  Mit der grundlegenden Renovierung der St. Viktor Kirche  und dem neuen Gemeindezentrum im lichten Anbau gelang  dem Essener Architekturbüro Brüning Rein eine Aufwertung des gesamten Geländes. Alt und neu wurden respektvoll zusammengeführt. Gemeinsam mit dem Alten Rathaus und der Alten Marktschänke, die  in einem nächsten Bauabschnitt gründlich aufpoliert werden sollen, entsteht hier ein stimmiges Stadtquartier mit vielfältiger Nutzung und hoher Aufenthaltsqualität.

Um die Kirche lebensfähig zu halten, hatte die ev. Kirchengemeinde Schwerte einst beschlossen,  einige ihrer Gemeindehäuser aufzugeben und stattdessen ein zentrales Gemeindezentrum an St. Viktor zu errichten. Getragen wurde dieser Schnitt von einer Vision: Schwertes Wahrzeichen, die Marktkirche, und das historisch gewachsene Ensemble sollten sich zu einem Zentrum mit Zukunft entwickeln. Heute ist die neue Schwerter Mitte ein stolzes Zeichen bürgerschaftlichen Engagements, das von allen mitgetragen und selbstbewusst gezeigt wird. Das neue Gemeindehaus  fügt sich ohne große Gesten, aber gerade deshalb überzeugend in das Ensemble aus St. Viktor, Alter Schänke und Altem Rathaus ein. Angesichts der jüngsten Kirchengeschichte ist das neue Haus für Architekt Brüning denn auch „kein Dokument des Luxus und Überflusses, sondern des Schrumpfens.“ Mit der Zusammenführung unter einer neuen Dachmarke wurde eine wegweisende Umstrukturierung in Gang gesetzt, die nicht nur einen neuen, touristischen Anziehungspunkt schaffen sondern eine Aufwertung des gesamten Quartiers bewirken soll. Ein erster, entscheidender Schritt ist getan. Immer mehr Menschen nutzen heute die enge Verbindung zwischen Gottes- und neuem Gemeindehaus. Architektur hat also die Kraft, neue Lebensqualität zu schaffen.

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Ein authentisches Ensemble. Foto: Florian Monheim

Authentisches Ensemble

„Als wir 2010 den Wettbewerb für den Neubau eines Gemeindehauses an der St. Viktor Kirche in Schwerte gewonnen hatten war uns natürlich bewusst, neben welch kostbarem Bauwerk wir uns befinden würden“, blickt Architekt Arndt Brüning vom Essener Büro Brüning Rein zurück. Bildet doch die ev. St. Viktor Kirche gemeinsam mit dem Alten Rathaus und der Alten Marktschänke im historischen Zentrum von Schwerte „ein authentisches Ensemble von hohem Denkmalwert“, wie der Architekt betont.

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Architekt Arndt Brüning. Foto: privat

Das neue Gemeindehaus, erklärt der Baumeister, fügt sich „angemessen und eigenständig“ an die St. Viktor Kirche an. Es besteht zum einen aus einem schlanken, traufständigen Baukörper mit Satteldach, „der auf historische Vorgängerbauten Bezug nimmt und zur Brückstraße in einer Reihe mit der Alten Marktschänke und dem Alten Rathaus steht“, wie Brüning erläutert. Weiteres Element ist der Gemeindesaal mit einem zum Kirchplatz vorgelagerten Foyer als verglaster hölzerner Skelettbau, der an die Sakristei anschließt. Beide Körper gründen auf einem Sockelgeschoss mit einer Sandsteinfassade, das sich aus den Mauern entlang der Brückstraße fortsetzt. Arndt Brüning: „Das neue Gemeindehaus wird zum Bindeglied zwischen den historischen bürgerlichen Gebäuden des Ensembles und der Kirche. Bestehende Gebäude und neues Gemeindehaus bilden so einen Gebäudekomplex, der atmosphärisch beschützend und zugleich einladend ist.“

Ein wunderbarer kleiner Platz

Umschlossen von Kirche, Gemeindehaus, Schänke und Museum ist ein wunderbarer kleiner Platz entstanden, der sich mit der Zugangstreppe von der Brückstraße als reizvoller Weg zwischen den Ruhrwiesen im Süden und dem Marktplatz anbietet. Zugleich erweitert sich das Foyer des Gemeindehauses räumlich in den Kirchhof, der so in die Nutzungen der Kirchengemeinde einbezogen ist. Auch das Alte Rathaus und die Alte Marktschänke sollen künftig über den Kirchhof erschlossen werden.

Als Pendant zum Kirchhof wurde der Kirchgarten vor dem Chor einbezogen, zudem wurde der alte Friedhof im Süden der Kirche mit wassergebundenen Wegen als verwunschener Rückzugsort angelegt. Die Nutzungsbereiche des Gemeindehauses, zeigt der Architekt weiter auf, haben somit auf zwei Ebenen direkte Zugänge in den Kirchgarten.

Beeindruckender Gemeindesaal

Im Sockelgeschoss des neuen Gemeindehauses wurde der Jugendbereich untergebracht, mit einem separaten, abgeschlossenen Außenbereich, der von Mauern entlang der Brückstraße eingefasst ist. Darüber öffnet sich der Gemeindesaal mit großer Glasfassade und Zugang in den Kirchgarten. Der beeindruckende, zweigeschossige Raum ist geprägt durch die ehemalige Außenwand der Sakristei, die die Architekten unverändert belassen haben. Das zum Kirchhof ausgerichtete verglaste Foyer ist mit einer großzügigen Türanlage zuschaltbar, sodass sich Kirchhof und Kirchgarten sowohl räumlich als auch in der Nutzung im Gemeindehaus verbinden. Zugleich sind Kirchenraum und Sakristei über die historischen Türöffnungen unmittelbar angebunden. Der Anschluss des Foyers an die Kirche erfolgt auch im Dach mit einem Oberlicht. Architekt Brüning: „Damit bleibt die baugeschichtliche Vielfalt der Kirchenaußenwand im Foyer vollständig erlebbar, und das nördliche Seitenschiff der Kirche erstrahlt weiter im warm gefilterten Tageslicht der gotischen Maßwerkfenster.“

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Die offene Foyertreppe des Gemeindehauses. Foto: Florian Monheim

Der Dialog zwischen den Gebäudeteilen

Über die offene Foyertreppe gelangt man ins Obergeschoss zu einem Gruppenraum, der seinen besonderen Charakter aus dem spitzgiebeligen Satteldach bezieht, das den Innenraum bestimmt. Architekt Brüning: „Sein Eckfenster wird zum Erker, aus dem die stadträumliche Situation des Grundstücks an der Brückstraße spektakulär erlebbar wird.“ Der Übergang zur Alten Marktschänke soll über eine verglaste Brücke zwischen den Obergeschossen, oberhalb der Treppe zum Kirchhof, erfolgen.

Die Materialien des neuen Gemeindehauses, erklärt Baumeister Brüning, „sind zweckmäßig und dauerhaft. Sie sind mit Respekt und Bewusstsein der Verantwortung für die langfristige Bedeutung des Gebäudes im Kontext einer über Jahrhunderte währenden Baugeschichte rund um St. Viktor gewählt.“ Im Gemeindesaal und Gemeindefoyer ist die Sandsteinfassade der Kirche eindrücklich präsent und macht den Dialog zwischen den Gebäudeteilen direkt erlebbar. Arndt Brüning: „Die wohltuende Angemessenheit der Materialien und Konstruktionen dient der Einfügung in den Ort, mit dem sich die Identität Schwertes wie an keinem zweiten ausdrückt. In dieser Zielsetzung bleibt der kontemplative Ruhe ausstrahlende sakrale Kirchenraum von St. Viktor unangetastet und zugleich Teil des neuen Ensembles.“ Überflüssig zu betonen, dass die Baumeister  eindringlich gerungen haben mit den Denkmalschützern in Münster.


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