Wer zwischen all der Fiktion und Illusion auch die Konfrontation mit der Realität vertragen kann, der ist auf dem Bolzplatz an der Ruhrstraße genau richtig. Dort präsentiert das Theater Fragile aus Berlin das Stück „Wir treffen uns im Paradies“, welches das Duo 2014 anlässlich der Flüchtlingssituation adaptiert hat.
Zwei Gestalten mit mundlosen Masken, deren Augen umso trauriger wirken, erzählen in, auf und vor allem mit einer großen schwarzen Kiste Geschichten von Abschied, Flucht und Ankunft. Eingespielte Soundcollagen von Flüchtlingen aus Schwerte und Unna begleiten, erklären zum Teil auch die sonst stumme Inszenierung. Junge Menschen beschreiben ihre Angst vor dem Tod, ihre Unsicherheit mit Blick auf ihre Zukunft und ihre Freude über ein neues Leben.
Ein Happen Ernst und ein Teller Suppe
Ihre Schilderungen setzen auch visuelle Reize, wenn zum Beispiel von der Flucht in einem mit 70 Personen beladenen Lkw im Kopf des Zuschauers eine konkrete Vorstellung dazu entsteht. Später dann wirken die Geflüchteten auch spielerisch mit und schaffen es trotz der starren Masken ihre unterschiedlichen Gefühle zum Ausdruck zu bringen. Ihre Geschichten berühren, machen nachdenklich und gehören für manchen Besucher vermutlich nicht auf das Welttheater. Doch wer sagt, dass immer alles lustig und zum Lachen sein muss? Schließlich ist es die Vielfältigkeit, die das Programm ausmacht – da muss auch für einen Happen Ernst Platz sein.
Der Idee des Stücks entsprechend, sich einander kennenzulernen und miteinander zu leben, werden die Zuschauer am Ende zu einem Teller Suppe eingeladen – auch das soll kein fiktiver Traum mehr sein, sondern bald zum realen Alltag werden.
Wann und Wo?
Samstag, 21.15 Uhr, Bolzplatz Ruhrstraße
