
Schwerte. Wenn gleich zwei Menschen aus tiefster Überzeugung und voller Inbrunst „Ja“ sagen, dann muss einer die richtigen Fragen gestellt haben. So wie Heinrich Böckelühr am Mittwoch. „Willst du, Christian Dunkel, mit deiner hier anwesenden Verlobten Ute Narat die Ehe eingehen, dann antworte bitte mit Ja“. Die Frage sitzt. Die nächste an Ute Narat auch. Klar, sie hat der Bürgermeister ja auch schon gut und gerne 60 Mal gestellt. Was viele nicht wissen: Der Verwaltungschef darf als Bürgermeister auch Trauungen vornehmen.
Angefangen hat alles im Jahre 2005, als Tobias Bäcker seine Judith ehelichte und Heinrich Böckelühr für die standesamtliche Trauung gewinnen konnte. Der Chef der Rohrmeisterei profitierte von Veränderungen im Jahr 1999, als Bürgermeister nach ihrer Wahl erstmals als hauptamtliche Kräfte vereidigt wurden und somit auch Trauungen durchführen konnten. Mittlerweile müssen sich auch Bürgermeister auf der Akademie für Personenstandswesen in Bad Salzschlirf ausbilden lassen. Aber das gilt nur für die Neuen. Heinrich Böckelühr wurde 1999 erstmals gewählt und darf deshalb ohne den Umweg über Bad Salzschlirf weiterhin trauen. Eine Urkunde belegt, dass er ganz offiziell zum Standesbeamten bestellt ist.
Eine strenge Regel

Ganz entspannt im Trauzimmer: Bürgermeister Heinrich Böckelühr.
Rund 30 Mal hat er das seit 2005 schon gemacht, rein rechnerisch also knapp dreimal im Jahr. „Es gibt viele Menschen, die sich gerne vom Bürgermeister trauen lassen wollen“, weiß Heinrich Böckelühr. Aber er befolgt seine Regel: „Ich mache das nur, wenn ich wenigstens einen der beiden am besten gut kenne“. Denn Zeit, seinen Standesbeamtinnen die Arbeit wegzunehmen, hat er natürlich nicht. Und will das auch gar nicht. „Sie sind alle sehr, sehr gut“, lobt der Verwaltungschef – Simone Asua-Honert, Marion Kranhold, Rita Samson, Susanne Degwer und Sarah Rüth wird das runtergehen wie Öl.
Ute Narat und Christian Dunkel kennt er gut. Beide engagieren sich in der Ortsgruppe Schwerte des Deutschen Roten Kreuzes, in der Heinrich Böckelühr Vorsitzender ist. Zudem sind das Hochzeitspaar und der Bürgermeister Heidebürger – da sind gleich mehrere Kriterien erfüllt.
Der Funke soll überspringen
Klar, dass sich Heinrich Böckelühr für diesen besonderen Anlass sehr fein kleidet. Am Mittwoch trug er einen blauen Anzug mit einem darauf abgestimmten weißen Hemd mit blauen Knöpfen, ein rot gemustertes Einstecktuch und eine Fliege. Das ist fernab jeglicher Routine, so wie sein Vortrag auch. Auch bei einer Trauung bevorzugt er die freie Rede, fügt das unabhängig von den Brautleuten erstellte Briefing geschickt zusammen. „Ich habe den Anspruch, emotional und sehr persönlich zu sein“, sagt Heinrich Böckelühr. „Ich mache das mit Herzblut und möchte, dass der Funke überspringt“.
Das Ambiente im Trauzimmer im Rathaus kommt ihm dabei entgegen. Es gilt als eines der schönsten weit und breit, ist von Licht durchflutet und in seiner farblichen Abstimmung eine Komposition. So schön soll es auch im zweiten Trauzimmer werden, das nach der Fertigstellung des Kooperationsprojektes St. Viktor im Alten Rathaus entstehen soll. Mal schauen, wer das erste Paar sein wird, das sich dort vom Bürgermeister trauen lassen wird – vermutlich eines, das heute noch gar nichts von seinem Glück weiß.