
Schwerte. Ein „Wellenbrecher“ geht. Wolfgang Lintzen, Projektmanager der unter dem Namen Wellenbrecher allseits bekannten Wohneinrichtung in der Schwerter Fußgängerzone, in der geflüchtete Jugendliche untergebracht sind, wechselt jetzt den Arbeitgeber und geht nach Menden. Zurück bleibt eine trotz turbulenter Anfänge gefestigte, anerkannte Einrichtung für junge Menschen in der Ruhrstadt.
Das „Wellenbrecher“-Bild trifft auf den Menschen Wolfang-Christian Lintzen zu. Unverrückbar auf der Position, sogar in stürmischsten Zeiten der Fels in der Brandung. Das immer noch recht neue Wohnheim, das die in ganz Deutschland tätige Jugendhilfeeinrichtung „Wellenbrecher e.V“ mit voller Absicht mitten in der Schwerter Fußgängerzone für 17 Jungs aus aller Herren Länder betreibt, hätte in seinen Startmonaten keinen besseren Chef haben können. Lintzen ist Schwerter, vielen noch als rechter Verteidiger beim VfL bekannt, lebt in Dortmund-Holzen, und hat immer die Ruhrstadt als Lebensankerpunkt gesehen.
Sorgfältig ausgesuchtes Team
So war es für ihn umso erfreulicher, als er mit dem Auftrag ein Wohnhaus für geflüchtete Jugendliche zu finden, in Schwerte eine Punktlandung machen konnte. Das Wohn- und Geschäftshaus in der Hüsingstraße 17-19, stand leer, war groß genug und wurde in Windeseile umgebaut. Dort leben jetzt junge Männer im Alter von 13 bis 18, die allein nach ihrer Flucht aus Syrien, Guinea, Somalia oder sonstigen Krisenherden dieser Welt in Deutschland angekommen sind.
„Wir haben im Dezember letzten Jahres ein sorgfältig ausgesuchtes Team sich zusammenraufen und an den Start gehen lassen“, beschönigt Lintzen im Rückblick den turbulenten Start dieses „Wellenbrecher“-Projektes ein wenig. Die Not war groß im Spätsommer 2015, die Grenzen waren offen und Eile war geboten, geflüchtete Minderjährige mussten sehr schnell mit stationären Wohnplätzen versorgt werden. Das „Wellenbrecher“-Haus ist inzwischen an der Ruhr eine anerkannte Institution – „unsere Riesenlebensgemeinschaft“, wie Projektmanager Wolfgang Lintzen das Experiment heute nennt. Die Versuchsanordnung ist in allen Punkten geglückt, auch Dank des über ein berufliches Vollzeitengagement hinaus gehenden Einsatzes aller Beteiligten.
Größte Zweifler überzeugt
Wolfgang Lintzen, der gelernte Heilpädagoge, begann Ende der 80er in der der Stadt, in die es ihn beruflich nun wieder zieht: In Menden arbeitete er einige Jahre in der Frühförderung für behinderte Kinder, war später für etwa 10 Jahre in der Betriebs- und Geschäftsleitung für 24 Kitas des AWO-Unterbezirkes Hagen-Märkischer Kreis mit Sitz in Iserlohn verantwortlich. 1991 wechselte er in den Leitungsbereich Kinder-, Jugend- und Familienhilfe des Gemeinschaftsdienstes um im Juli 2015 beim Jugendhilfeträger Wellenbrecher e.V. Projektmanager zu werden. Jetzt wechselt Lintzen in die Geschäftsleitung des Vereins für körper- und mehrfachbehinderte Menschen nach Menden.
Schwerte wird ihn also „nur“ beruflich verlieren: „Das Tolle an dieser Stadt ist die Schnelligkeit und Nachhaltigkeit, mit der man hier mit allen wichtigen Leuten vernetzt ist“, lobt Lintzen die Ruhrstadt. Für das Wohnheim in der Fußgängerzone war die forcierte Öffentlichkeitsarbeit des erfahrenen Netzwerk-Knüpfers Lintzens ein Segen: „Auch die größten Zweifler sind am Ende wohlwollend hier rausgegangen“.
Torsten Einecke neuer Leiter
Wolfgang Lintzen ist sehr dankbar für allen Zuspruch, alle konstruktive Kritik, für alle Hilfen, all‘ die Geduld und all‘ das Vertrauen, das „seinem“ Haus in der Hüsingstraße zuteil wurde. Die Zusammenarbeit mit Ämtern und Behörden, vielen Vereinen und Verbänden, vielen Einzelpersonen war anstrengend, hat aber gefruchtet. Die 17 Jungs aus sechs Nationen fühlen sich sehr wohl, sind in Schwerte angekommen. Fünf von ihnen haben schon einen Ausbildungsplatz, leider fand bisher nur einer einen Platz in einer Pflegefamilie. Die ersten Volljährigen werden etwa zum Jahreswechsel das Haus wieder verlassen müssen, werden aber vom Wellenbrecher-Team noch begleitet.
Der Erfolg seiner Arbeit, die ihn selbst auch verändert hat, macht Wolfgang Lintzen den Wechsel nach Menden leichter. Nachfolger in der Leitung des Hauses in der Hüsingstraße wird laut „Wellenbrecher“-Pressestelle Torsten Einecke aus Dortmund.