
Schwerte. Eine Woche lang haben Jugendliche des Wohnprojektes „Mittendrin“ von Wellenbrecher e.V. und der Gesamtschule Gänsewinkel im Rahmen des bundesweiten Projektes „Lesen macht stark: Lesen und digitale Medien“ gemeinsam an Texten und Filmen gearbeitet. Unterstützung bekamen sie dabei vom Schwerter Autor Thorsten Trelenberg, dem Künstler Jan van Nahuis, dem Medienpädagogen Rudolf Gier-Seibert aus Münster und der Stadtbücherei. Das große Dach über alle Mitwirkenden bildete der Kultur- und Weiterbildungsbetrieb.

Medienpädagoge Rudolf Gier-Seibert hilft, den perfekten Bildausschnitt zu finden.
Am Anfang war noch gar nicht klar, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Auf lokaler Ebene stand das Projekt unter dem Namen „Lesen macht stark – Die Sprache unserer Träume“. Denn Wünsche, Träume und Hoffnungen für die Zukunft schaffen eine Verbindung zwischen einheimischen und geflüchteten Jugendlichen. Und genau darüber hat sich die Gruppe ausgetauscht. Frieden, ein Wiedersehen mit der Familie, eine berufliche Perspektive, Abitur und Studium beschäftigten teilweise beide Seiten gleichermaßen. Doch die Jungen und Mädchen brachten noch viele eigene Ideen mit, sodass am Ende eine bunte Filmcollage mit mehreren Kurzfilmen herausgekommen ist. „Hallo – Begegnungen und Wünsche junger Menschen in Schwerte“ heißt sie und wird am Freitag, 28. Oktober, um 19 Uhr in der Werkstattgalerie Javana zu sehen sein. Die Teilnehmer bekommen ihr Werk dann auf CD als persönliches Erinnerungsstück.
„Am Anfang dachte ich, es gibt bestimmte große Unterschiede. Aber wir hatten einen richtig guten Draht zueinander.“ (Johanna)

Beim Schneiden kann Jan van Nahuijs den Jugendlichen nur über die Schulter schauen.
Hemmung vor der Sprache verlieren
Für das Drehbuch hat Thorsten Trelenberg die Impressionen aus den Gesprächen vom Tag mit nach Hause genommen und sie über Nacht in Gedichte verpackt. Diese dienten nicht nur als Grundlage für das Bildmaterial, sondern waren zugleich die Kommentierung der einzelnen Filmbeiträge: „Wir haben es natürlich einfach gehalten und bei Fragen dann ganz viel durch Zeigen erklärt“, so Thorsten Trelenberg. Schon während des Workshops sei bei den Jugendlichen aus dem Wellenbrecher-Haus die Hemmung vor der deutschen Sprache gesunken und die Kompetenz gestiegen – spontan entstand ein Reiseführer für Neuankömmlinge. In Form einer kommentierten Diashow werden markante Plätze in Schwerte gezeigt, an denen sich die Jugend trifft. Die Erklärungen dazu haben die jungen Flüchtlinge selbst gesprochen, natürlich auf Deutsch. Der 13-jährige Mohamad Yousef zum Beispiel lebt seit elf Monaten in Schwerte. Ihm habe das Projekt geholfen, die Sprache noch besser zu verstehen. Vor allem aber spricht er selbst schon sehr gut, wie im Film zu hören ist.
„Wir haben viel miteinander gelacht und man hat sich immer verstanden. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt.“ (Ece)
Selbstständiges Arbeiten
Neben der Sprachförderung war der Umgang mit digitalen Medien ebenfalls ein zentraler Aspekt des Projektes. Das technische Equipment brachte der Medienpädagoge Rudolf Gier-Seibert mit und auch hier waren Hände und Augen die primären Kommunikationsmittel. „Vieles haben die Jugendlichen aber auch durch Ausprobieren gelernt“, so Gier-Seibert. Ob Filmdreh, Schnitt, Tonaufnahmen oder das Komponieren von Musik – die Teilnehmer haben alles selbst gemacht. Generell seien die Erwachsenen „nur Begleiter“ gewesen, betont Thorsten Trelenberg. Er zeigte sich am Ende des fünftägigen Workshops besonders von der harmonischen Zusammenarbeit begeistert: „Auf keiner Seite hat es Berührungsängste gegeben.“