
Schwerte. Dass Menschen mit und ohne Handicap zusammen feiern, sollte heutzutage eigentlich ganz selbstverständlich sein. Doch tatsächlich gibt es im Alltag noch immer viele Barrieren – sowohl in Sachen Mobilität als auch im Kopf. Das Schwerter Insound-Festival, organisiert vom Arbeitskreis „dabei“ und unterstützt vom Stadtmarketing und der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS), schafft hingegen einen offenen Begegnungsraum ohne Berührungsängste oder Einschränkungen. Bereits zum sechsten Mal ging die Musikveranstaltung am Freitag in Halle 3 der Rohrmeisterei über die Bühne.
Zarte Stimme und deftiger Rock’nRoll

Viviane Stern mit ihrer Gitarre.
Aufgrund der zahlreichen Staus auf den umliegenden Autobahnen verzögerte sich das Programm, durch das die Brüder Michael und Peter Blaschke führten, um wenige Minuten. Denn inzwischen ist das Festival in Schwerte weit über die Grenzen des Kreis Unna bekannt. Seine Strahlkraft zeigte sich auch in der Präsenz einiger politischer Gäste. So waren der stellvertretende Landrat Martin Wiggermann, Schwertes zweiter Bürgermeister Jürgen Paul und CDU-Bundestagsmitglied Hubert Hüppe unter den Zuschauern. Die wurden mit jedem Lied, das die erste Künstlerin des Abends spielte, immer mehr.

Die Männer von „Mike Al Becker“ hatten deutschen Rock’nRoll im Gepäck.
Viviane Stern aus Lünen ist 22 Jahre jung. An Mikro und Gitarre präsentierte sie ihre selbstgeschriebenen Songs in englischer Sprache. Passend zum Anlass ging es in dem Titel „One“ darum, sich zu vereinen und nicht gegeneinander zu arbeiten. Nach dieser sanften Begrüßung gab es mit Sänger und Bluesharpspieler Mike Al Becker der gleichnamigen Band und seinen Kollegen Michael Gassmann (Schlagzeug), Marco „Maggi“ Maggiorelli (Gitarre) und Andreas Krombholz (Bass) deftigen deutschen Rock’nRoll auf die Ohren. Mike Al Becker ist seit einem Unfall querschnittsgelähmt. Seine Texte handeln vom Leben als „Rollimann“, wie er sich selbst nennt.
Genial und very special

Vor der Bühne wurde ordentlich gefeiert – mit und ohne Handicap.
Kurze Umbauphase, dann kam der Topact auf die Bühne. „The Special Band“, das sind Frederik Lubitz, der singende Bassist, Jon Rosenau, Ex-Gitarrist von Shakira, Sven Petri, Schlagzeuger von Sasha, Sängerin Daisy, Gewinnerin des größten Musikwettbewerbs Asiens, Andreas Recktenwald, unter anderem Keyboarder von Sarah Connor und Sänger Daniel Vorholt, Support von Silbermond. Diese begnadeten Musiker haben sich extra für das Festival zusammengetan. Genial, kann man dazu nur sagen. Mit aktuellen Hits wie „Don’t Be So Shy“ von Imani, „Uptown Funk“ von Bruno Mars oder „Can’t Stop The Feeling“ von Justin Timberlake schraubten sie die Partystimmung gleich ein paar Level höher. Ein absoluter Hingucker waren vor allem die Bewegungen von Sängerin Daisy. Wie ein Flummi sprang, drehte und verausgabte sie sich auf der Bühne. Für die rund 500 Besucher, egal ob mit oder ohne Handicap, war auch die sechste Auflage wieder einmal ein Erlebnis.
Gerade erst wurde das Insound-Festival durch den Sozialminister Rainer Schmeltzer als ein besonders gutes Beispiel in das Inklusionskataster NRW aufgenommen. In der Analyse dazu heißt, es dass das Projekt unter Berücksichtigung der UN-Behindertenrechtskonvention „einen Beitrag zur Öffnung kultureller Angebote für Menschen mit Behinderung“ leiste und den „Abbau insbesondere einstellungsbedingter Barrieren“, fördere. Initiator Thorsten Eisenmenger freut sich sehr über diese Entscheidung: „Das bestätigt uns in unserer Arbeit.“