
Schwerte. Die Nervosität ist dem gutgelaunten Mundharmonikaspieler nicht anzumerken: Bluesmann Chris Kramer (46) wird mit seiner Band „Beatbox’n’Blues“ nach Memphis/Tennessee reisen, um dort für Deutschland am wichtigsten Musikwettbewerb der Bluesszene teilzunehmen, der „International Blues Challenge“. Wie sie sich dort musikalisch präsentieren werden, können interessierte Menschen aus Schwerte schon am 26. Januar erfahren. „On the way to Memphis“ spielt das Trio ab 19.30 Uhr in der Rohrmeisterei. Tickets (14€ VVK / 16€ AK) gibt es unter 02304/2013001 oder www.rohrmeisterei-schwerte.de
Ein gewaltiges Ereignis
Als Sieger des deutschen Vorentscheids in Eutin (Ostholstein) qualifizierte sich das westfälische Trio für das gewaltigste Ereignis, das ein Bluesmusiker in seiner Karriere erleben kann. Der internationale Wettbewerb in der Heimatstadt des Blues, Memphis, wird eine gigantische Kulisse darbieten: vom 31. Januar bis zum 4. Februar werden über 250 teilnehmende Bands in täglichen Ausscheidungsrunden gegeneinander antreten, um in der Finalrunde am Samstagabend den Sieger der Blues Challenge zu krönen. Dass dort in der berühmten Beale Street die Besten der Besten aufeinandertreffen, macht aber Chris Kramer keine Sorge: „Wir haben ein tolles neues Konzept, das frischen Wind in die altehrwürdige Bluesszene bringt. Dies hat uns bereits in Eutin geholfen, den Vorentscheid zu gewinnen.“
Schlagzeug mit dem Mund
Besetzt ist die Band mit Chef Chris Kramer am Gesang und der Mundharmonika, Sean Athens an der Gitarre sowie Kramers „Geheimwaffe“: für den treibenden Rhythmus sorgt Beatbox-Champion Kevin O’Neal. In der Bluesszene ist die „Beatbox“ etwas völlig Neues, denn erfunden wurde sie beim Hip-Hop: der Beatboxer erzeugt die schlagzeugtypischen Geräusche und Rhythmen allein mit seinem Mund, sitzt nicht im Hintergrund wie ein klassischer Schlagzeuger und ist dadurch auf der Bühne viel präsenter. O’Neal biegt sich im Groove, treibt die beiden Kollegen nach vorn und das Publikum zu Begeisterungsstürmen. Man kann den drei Musikern ansehen, wie sehr sie selbst in ihrer Musik versinken und zu schweißtreibender Höchstform auflaufen.

NAch dem Deutschland-Sieg in Eutin: Kevin O’Neal, Chris Kramer und Sean Athens.
Wer nicht wagt, der nicht gewinnt
Die innovative Interpretation und frische Präsentation kennzeichnen das Konzept von Beatbox’n’Blues, was beim deutschen Vorentscheid von der eher konservativ geprägten Bluesszene stürmisch gefeiert und mit dem ersten Platz honoriert wurde. Nun wird es spannend in Tennessee: wird das amerikanische Publikum sich ebenso auf neue Ideen einlassen? Wie weit werden es die drei deutschen Außenseiter im Wettbewerb schaffen? Chris Kramer ist zuversichtlich: „Wer nichts riskiert, gewinnt auch nichts. Vom letzten bis zum ersten Platz ist alles möglich. Das macht die ganze Blues Challenge unglaublich spannend. Aber wir wissen, was wir könnnen und werden unser Bestes geben!“ Angst vor der großen Bühne hat Kramer nicht, schließlich hat er schon mehrfach mit Peter Maffay getourt und für ihn die Mundharmonika gespielt. Aber er muss zugeben, dass ein internationaler Wettbewerb schon eine andere Hausnummer ist. Die Band spürt, dass sich langsam das Interesse der deutschen Öffentlichkeit auf sie fokussiert. Ein Fernsehteam wird sie auf ihrer Reise begleiten, um eine Dokumentation zu erstellen und vom Ausgang des Wettbewerbs zu berichten.
Treffen mit Morgan Freemann
Natürlich nutzen die drei Westfalen ihre Reise, um auch die Heimat des Blues, die amerikanischen Südstaaten, zu erkunden und den Spuren ihrer Idole zu folgen. Geplant ist zum Beispiel ein Besuch des B.-B.-King-Museums sowie seines Grabes; weiterhin ein Treffen mit Morgan Freeman, der als begeisterter Bluesfan eine eigene Musikbar besitzt; außerdem erhielten sie eine Einladung, beim „Sleepy John Estes Festival“ aufzutreten. Auf der Reise durch die Bundesstaaten Tennessee, Mississippi und Alabama wird das Trio die berühmten „Crossroads“ kennenlernen, die Blueslegende Robert Johnson an dessen Grab ehren und sowohl das Grammy- wie auch das Tina-Turner-Museum besuchen. Als Kramer von diesen Highlights berichtet, ist ihm nicht nur die Begeisterung, sondern auch die Ehrfurcht vor seinen musikalischen Vorbildern anzumerken.
Eine spannende Zeit erwartet „Chris Kramer & Beatbox’n’Blues“. Im Januar bereitet sich die Band mit einer dreiwöchigen Tour durch 17 deutsche Bluesclubs auf das Ereignis vor. Am 28. Januar wird es dann ernst, wenn sie die Reise zur „International Blues Challenge 2017“ nach Memphis/Tennessee antreten. Auf die Frage, wie man die Band unterstützen kann, lacht der sympathische Bergarbeitersohn mit Schalk im Nacken: „Daumen drücken! Wir können alle guten Wünsche gebrauchen!“