
Brownsville/Nutbush. Chris Kramer, Sean Athens und Kevin O’Neal sind angekommen in den USA,wo sie sich in Memphis der Blues-Challenge stellen. Geht das dort so ab wie bei einem Konzert nach ihrer Ankunft, dann stehen die Zeichen auf Erfolg.
14 Stunden nach dem Start in Düsseldorf stand das Trio auf einer Bühne in Brownsville/Tennessee. Die Musiker drehten auf wie bei ihrem Konzert am vergangenen Donnerstag in Schwerte und verausgabten sich, um die bluesverwöhnte Menge von ihrer eigenen, ungewöhnlichen Art zu überzeugen – schließlich ist die aus dem Hip Hop stammende Beatbox noch nie zuvor im Blues eingesetzt worden. Aber nach nur wenigen Songs war klar: das Publikum war sichtlich aus dem Häuschen. Die Mischung aus klassischem Blues und Kevin O’Neals unglaublicher Rhythmusperformance hat die Besucher kalt erwischt. Die Reaktion war dafür umso wärmer: brandender Jubel nach jedem Lied und „Standing Ovations“ am Ende des Konzerts inklusive.
Auf den Spuren Tina Turners

Besuch im Museum: Sean Athens und Kevin O’Neal. Foto: Raphael Tenschert
Die Rückkehr zum Austragungsort des ersten Konzerts am nächsten Morgen war dann vergleichsweise friedlich und die Band hatte Zeit, sich den Rest des „West Tennessee Delta Heritage Center“ anzusehen. Dieses Museum zeigt das Leben und Geschichte des Mississippi Deltas, des ehemaligen Schwemmlands des Mississippi, auf dessen Baumwollfeldern der Blues entstand. Direkt neben dem Center erfahren Chris, Sean und Kevin im „Sleepy John Estes House“, unter welch einfachen Bedingungen die blinde Blueslegende lebte. Eine Hütte mit zwei kleinen Zimmern, kahlen Wänden und kleinem Bettchen gaben dem Mann Unterkunft, dessen Songs heute noch von Künstlern wie Eric Clapton gesungen werden.
Besuch in Nutbush
Unter einfachen Bedingungen lebte auch die weltberühmte Sängerin Anna Mae Bullock. Schulter an Schulter mit dem „Sleepy John Estes House“ steht das zum Museum umgebaute Schulhäuschen, in dem sie damals lernte und für ihre Klassenkameraden sang. Ihre Gesangskarriere kam recht gut in Schwung, und heute kennt sie die ganze Welt als Tina Turner. Das kleine Holzhaus wurde vor ein paar Jahren vor dem Abriss bewahrt und zu einem Teil der Ausstellung des West Tennessee Delta Heritage Centers. Zu sehen gibt es Kostüme und Goldene Schallplatten, die Tina Turner selbst dem Museum gestiftet hat. Tief bewegt erkundete das deutsche Bluestrio die Sammlung. Einen Gänsehaut-Moment gab es, als die Band ein Lied auf der kleinen Bühne spielen durfte, von der aus die kleine Anna Mae die Welt erobern sollte.
Die Suche nach den Spuren von Tina Turners Leben führte Chris, Sean und Kevin im Anschluss nach Nutbush, Tennessee (Ja, genau. Das aus dem Song!). Das karge Örtchen erinnert daran, wie bescheiden Tina Turners Anfänge waren. Sean Athens packte hier die Lust auf eine musikalische Schnitzeljagd, und er fand viele Orte, von denen Tina Tuner in ihrem Song von 1973 sang: die State Route 19, das Gin House. Und als die Band die 2002 zum Tina Turner Highway umbenannte Straße entlang zum Horizont schaute, wurde die Sehnsucht erahnbar, die Tina Tuner damals dazu brachte, in die Welt hinauszuziehen.