
„Stop!“ Beim Selbstbehauptungskurs lernten die Frauen, ihren eigenen Grenzen deutlich zu machen. Fotos: Nadine Przystow
Schwerte. Die Ereignisse der Kölner Silvesternacht im Jahr 2015 lösten bei vielen Frauen das Gefühl von Unsicherheit und sogar Angst aus. In Kooperation mit den Gleichstellungsstellen der Städte und Gemeinden hat die Kreispolizeibehörde daraufhin im Kreis Unna flächendeckend Frauenselbstbehauptungskurse initiiert. Auch in Schwerte bekamen insgesamt 20 Frauen an drei Abenden Sicherheitstipps von Kriminalhauptkommissarin Petra Landwehr. Organisiert hatte das die Gleichstellungsbeauftragte Birgit Wippermann.
Dabei ging es weniger um Handgriffe, wenn die Tat schon im Gange ist, als vielmehr darum, diese durch eine selbstsichere Haltung und klare Zeichen überhaupt gar nicht erst zuzulassen. Petra Landwehr vom Kommissariat für Kriminalprävention und Opferschutz betonte, wie wichtig es ist, die eigenen Grenzen deutlich zu machen: „Wir Frauen sind oft nett und ausgleichend. Aber wenn ich etwas als unangenehm empfinde, dann muss ich das sagen.“ In unterschiedlichen Rollenspielen lernten die Frauen, wie sie mit selbstbewusster Körpersprache und lauter Stimme Abstand zwischen sich und einem Fremden schaffen können.
Lautstark auf sich aufmerksam machen

Kriminalhauptkommisarin Petra Landwehr zeigte den Frauen, wie sie sich wehren können.
Doch auch im Falles eines tatsächlichen Übergriffes kann Frau immer noch reagieren. Ist eine Flucht nicht möglich, sei von kratzen, beißen, schubsen bis zum Tritt in die Weichteile alles erlaubt. Die Expertin allerdings rät dazu, Aufmerksamkeit zu erregen, durch zum Beispiel Schreien oder Schauspielern: „Hauptsache, ihr seid laut. Der Täter will alles, aber keine Öffentlichkeit.“ Als Hilfsmittel empfahl Petra Landwehr statt Pfefferspray nicht nur ein Handalarmgerät, sondern hatte sogar gleich jeder Dame eines mitgebracht.
Auch in Bezug auf das Gewaltpotenzial im Kreis Unna und auf einen möglichen Anstieg sexueller Übergriffe seit Köln nahm Petra Landwehr den Frauen etwaige Unsicherheiten. Sowohl bei der Beleidigung auf sexueller Ebene als auch bei Vergewaltigungen ist die Zahl der Fälle von 2015 auf 2016 um zwei gestiegen.
Solche Fakten aus erster Hand zu bekommen und zu sehen, dass es gar nicht so schlimm ist, war für Helga Hübner berührend. Sie und Sarah Schwarz hat das allgemeine Interesse zu dem Kurs geführt, konkrete Ängste hätten sie nicht. Sarah Schwarz arbeitete eine Zeit lang als Kellnerin, war also oft nachts noch unterwegs. Probleme habe sie da aber nie gehabt. Für sie aber war es interessant zu sehen, wie sie allein durch ihre Körpersprache ein bestimmtes Bild von sich vermittelt. Beide Frauen nehmen als wichtige Botschaft aus dem Kurs mit, selbstbewusst aufzutreten und sich nicht als Opfer zu präsentieren.
Workshop zur Selbstverteidigung
Nach dem theoretischen Teil folgt am Samstag, 11. Februar, die praktische Selbstverteidigung mit der chinesischen Kampfkunst Wing Tsun. Der Trainer Ralf Konkel wird dazu von 9.30 Uhr bis 13.30 Uhr im AWO Familienzentrum für Bildung und Lernen am Westhellweg 218 einen Kurs geben. Die Kosten dafür betragen 40 Euro. Teilnehmen können auch neue Interessentinnen. Eine Anmeldung ist erforderlich.