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Der Mann mit der Augenbraue: Hans-Martin Beckhaus 50 Jahre Handballschiri

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Ergste. Wenn Hans-Martin Beckhaus eine Augenbraue noch oben zieht, sollten sich Handballer nicht mehr unbedingt auf eine Diskussion mit ihm einlassen. Denn seine Augenbraue ist sichtbares Zeichen dafür, dass der Schiedsrichterfuchs etwas gesehen hat, was nicht unbedingt so ganz zum Regelwerk passt. So ermahnt er Spieler noch, wo andere Unparteiische schon die gelbe Karte in der Hand halten. Fingerspitzengefühl nennt man das. Es hat Hans-Martin Beckhaus durch eine bewegte, 50-jährige Schiri-Karriere getragen.

Er hat sie kommen und gehen sehen. Generationen von Handballern haben nach seiner Pfeife gespielt, konnten sich in aller Regel darauf verlassen, dass etwas passiert war, wenn Hans-Martin Beckhaus in seine Tröte pustete. Das können sie auch heute noch. Denn noch ist das Ergster Urgestein aktiv, hat am Wochenende noch zwei Spiele in der Hohenlimburger Rundturnhalle gepfiffen. Sein Auftreten dort: souverän, konsequent, aufmerksam, nie aufdringlich noch vordergründig. „Nur ein Schiedsrichter, den man nicht merkt, ist ein guter Schiedsrichter“, hat mal ein Wegbegleiter gesagt. Hans-Martin Beckhaus passt in diese Kategorie.

77 – Das sieht man ihm nicht an

Ehrungen in Ergste: (v.l.) Sascha Benninghoff (1. Vorsitzender Handballabteilung), Marlis Dieckmann (50 Jahre Mitglied), Ulrike Rehage (40 Jahre Mitglied), Matthias Weingart (beendet Schiedsrichtertätigkeit nach über 30 Jahren), Brigitte Benninghoff (40 Jahre Mitglied), Hans-Martin Beckhaus (65 Jahre Mitglied) und Nicole Zeppenfeld (Kassiererin). Foto: Uli Zeppenfeld

77 Jahre alt ist dieser Mann bereits. Das sieht man ihm nicht an. Im Oktober wird er 78. Und wenn er diesen Geburtstag feiert, dann hängt die Pfeife schon am Nagel. Denn am Ende der laufenden Saison ist Feierabend, für ihn und seinen Partner Matthias Weingart, der seine Schiedsrichtertätigkeit nach mehr als 30 Jahren beendet. Beide sind am Freitag auf der Jahreshauptversammlung der Handballabteilung der SG Eintracht Ergste geehrt und mit einem Frühstückskorb bedacht worden.

50 Jahre Schiedsrichter – das ist eine lange Zeit. 65 Jahre Mitglied im Ergster Verein auch. Hans-Martin Beckhaus ist einer der wenigen, die noch für den TuS Grüne Eiche Bürenbruch gespielt haben, und zwar auf dem legendären Rasenplatz kurz hinter der Kreuzschlenke. „Wenn dort nicht gespielt wurde, haben Wiedenbruchs Schafe den Rasen kurz gehalten“, erinnert sich Beckhaus. Im Vorstand hat Hans-Martin mitgearbeitet. „Ich war alles außer Obmann“, sagt er. Dass er auch Schiri werden musste und damit in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, war dem damaligen Obmann Kalli Schulte als Erstem klar. Er hat Hans-Martin Beckhaus angemeldet, als er 27 war und ihm das bei einem Glas Bier bei Gerhold mal eben mitgeteilt. „Du bist Schiri“, hat er mir kurz und knapp gesagt – der Beginn einer Karriere.

Es war eine schöne Zeit

„Es war eine schöne Zeit“, blickt Hans-Martin Beckhaus auf bewegte 50 Jahre zurück, „ich habe keine schlechten Erfahrungen gemacht“. Weil er eben auch als Schiri ein Handballer war, kam er an im Kreise der Spieler. „Ich bin mit zwei Ausschlüssen hingekommen“, sagt er, der die Lizenz für die 2. Liga hatte und gemeinsam mit Rolf Jessinghaus lange Zeit in Regional-, Ober- und Verbandsliga gepfiffen hat – schon damals auch mithilfe der Augenbraue. „Man muss selbstbewusst auftreten und die Leute angucken, damit sie auch wissen, was los ist“.

Und dann kommt noch ein ganz entscheidender Satz: „Ohne sie hätte ich das alles nicht machen können“. Sie – das ist seine Frau Irmgard. Seit 52 Jahren sind die beiden verheiratet und glücklich miteinander. Sie hat ihren Hans-Martin machen lassen, selbst beim Medientermin im Hause Beckhaus. Da war sie in der Stadt. Ich weiß seitdem, dass Hans-Martin Beckhaus auch Kaffee kochen kann. Sehr gut sogar! Wie pfeifen.


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