
Schwerte. Damit alle Schülerinnen und Schüler, die sich auf einem der beiden Schwerter Gymnasien angemeldet habe, auch dort zur Schule gehen können, wünschte sich Schwertes Bürgermeister Heinrich Böckelühr einen gemeinsamen Vorstoß mit der Stadt Dortmund in Richtung NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann. Ziel wäre die Herstellung einer Siebenzügigkeit der Schwerter Gymnasien, die dann auch allen Schülerinnen und Schülern aus Dortmund eine Beschulung in der Ruhrstadt ermöglichen würde. Doch diesem Vorstoß möchte sich Dortmund nicht anschließen, sondern nur erreichen, dass Geschwisterkinder in Schwerte beschult werden. Für die verbleibenden Kinder stünden genug Plätze in Dortmund zur Verfügung, heißt es in einer Medieninformation der Stadt Dortmund. Mittlerweile gibt es erste Stellungnahmen zum Thema aus der Schwerter Politik (siehe Beitragsende). Auch die Schwerter Stadtschulpflegschaft hat sich am Mittwoch gemeldet. Sascha Kudella, Vorsitzender der FBG-Schulpflegschaft, hat der Regirungspräsidentin einen Brief geschrieben. Und hinter den Kulissen scheinen die Drähte heiß zu laufen.
Elternwillen berücksichtigen
Die Schulpflegschaft des Friedrich-Bährens-Gymnasiums hofft, dass der Elternwille „bei den jetzt anstehenden Entscheidungen angemessen berücksichtigt wird und insbesondere die Interessen und das Wohl der Kinder endlich in den Vordergrund gestellt werden“. Man brauche akut eine vierte Mehrklasse am FBG und langfristig wieder eine Vierzügigkeit“, schreibt Sascha Kudella, Vorsitzender der FBG-Schulpflegschaft, in einem Brief an Regierungspräsidentin Diana Evert vor dem Hintergrund der Aufnahmeproblematik an den Schwerter Gymnasien.
Der Brief an die Regierungspräsidentin
Schulleiterinnen und Schulleiter im Rathaus
Auch Eltern aus Dortmund haben nach Informationen der Blickwinkel-Redaktion an die Bezirksregierung in Arnsberg geschrieben. Dessen Mediensprecher Christoph Söbbeler bestätigte auf Anfrage, dass die Aufnahmeproblematik durch die Vielzahl von Anmeldungen in Arnsberg bekannt sei. Man gehe davon aus, dass die festgeschriebene Sechszügigkeit beider Gymnasien gesetzt sei. Trotz der aktuellen Betroffenheit sei ein siebter Zug nicht mal eben so realisierbar. Gleichwohl sei man in Arnsberg bereit, beratend zur Seite zu stehen und wolle sich daran beteiligen, eine Lösung zu entwickeln.
Unbestätigt blieb am Mittwoch die Meldung, nach der es nach Ablauf des Aufnahmeverfahrens am 16. März ein Gespräch auf höchster Ebene stattfinden soll, an dem auch die zuständigen Dezernenten aus Schwerte und Dortmund sowie die Schulleitungen teilnehmen sollen. Das mag der Hintergrund gewesen sein, warum die Schulleiterinnen und Schulleiter der weiterführenden Schulen am Mittwoch der Verwaltung einen Besuch abgestattet haben.
Sascha Kudella indes machte am Mittwoch dem Blickwinkel gegenüber deutlich, dass selbst nur die Schülerinnen und Schüler aus Schwerte und den mit ihnen über die Beschulungsvereinbarung mit Iserlohn gleichgestellten Kinder aus der Waldstadt die Dreizügigkeit am FBG sprengen würden. Somit müssten auch Kinder aus Schwerte, die am FBG angemeldet worden sind, damit rechnen, von der Schule ihrer Wahl abgewiesen zu werden. Hier könnte allerdings das Ruhrtalgymnasium für einen Ausgleich sorgen.
Das sagt die Stadt Dortmund zur aktuellen Situation
17 Dortmunder Kindern droht die Absage

Bürgermeister Heinrich Böckelühr (l.) und der Erste Beigeordnete Hans-Georg Winkler präsentierten die Anmeldezahlen.
Bis jetzt allerdings sieht es so aus, als müssten Bärbel Eschmann als Leiterin des Ruhrtalgymnasiums und Heiko Klanke als Leiter des Friedrich-Bährens-Gymnasiums Kindern aus dem Dortmunder Süden eine Absage erteilen. Denn die Anmeldezahlen für die Gymnasien, die Heinrich Böckelühr und der für Schulfragen zuständige Erste Beigeordnete Hans-Georg Winkler am Montag vorstellten, sind deutlich höher als erwartet und somit auch höher als im vergangenen Jahr. Alleine 125 Kinder wollen gerne auf dem FBG fürs Leben lernen, 80 meldeten sich auf dem RTG an. 34 Kinder kommen dabei insgesamt aus Dortmund. Deren Aufnahme sei nur möglich, „wenn Frau Löhrmann eine Mehrklasse für das FBG anweisen würde“, so Heinrich Böckelühr.
Dortmund steht in der Pflicht
Der Verwaltungschef der Stadt Schwerte wäre diesen Weg auch gerne gegangen, doch der große Nachbar lässt sich so nicht in die Pflicht nehmen. „Dortmund muss seine Interessenlage klären und formulieren“, hatte Heinrich Böckelühr auf einem Medientermin am Montag in Schwerte gesagt. Wenn Dortmund gute Gründe für eine Beschulung von Dortmunder Schülerinnen und Schüler in Schwerte sehe, solle die Schulverwaltung dort entsprechende Signale für einen gemeinsamen Vorstoß mit Schwerte in Richtung Mehrklasse geben. Dabei drängt die Zeit.
Die Situation hat Geschichte. Denn um die politisch und seitens der Eltern gewollte Gründung der Theodor-Fleitmann-Gesamtschule auch genehmigt zu bekommen, mussten die Gymnasien auf ihre bisherigen sieben bis acht Züge verzichten und stattdessen mit insgesamt fünf auskommen. Das war die Genehmigungsvoraussetzung für die Gründung einer zweiten Gesamtschule.
Hoffnungen liegen auf Schulministerin
Um dem FBG aber eine Dreizügigkeit zu sichern, wurde über Beschulungsvereinbarungen mit Dortmund und Iserlohn diskutiert. Während Iserlohn klare Signale gab, wollte Dortmund eine Vereinbarung auch für die Gesamtschulen haben. Da wollte Schwerte aber nicht mitmachen, weil das unter Umständen dazu geführt hätte, dass Schwerter Schülerinnen und Schüler im Losverfahren hätten abgewiesen werden müssen. Über den Abschluss der Beschulungsvereinbarung mit Iserlohn genehmigte die Bezirksregierung in Arnsberg schließlich im Dezember 2016 die Dreizügigkeit fürs FBG.
Weil aber 125 Kinder nicht in drei Züge passen und das RTG seine Kapazitätsgrenzen nahezu erreicht hat, liegen die Hoffnungen nun auf Sylvia Löhrmann – wenn sich Dortmund auf einen gemeinsamen Vorstoß mit Schwerte einlässt.
Das sagt die Schwerter CDU zum Thema
Das sagt die Schwerter SPD zum Thema
Die Anmeldezahlen im Überblick:
Friedrich-Bährens-Gymnasium
125 Anmeldungen
- 108 aus Schwerte
- 5 aus Iserlohn
- 12 aus Dortmund (inkl. 6 Geschwisterkinder)
Ruhrtalgymnasium
80 Anmeldungen
- 54 aus Schwerte
- 4 aus Iserlohn
- 22 aus Dortmund (inkl. 11 Geschwisterkinder)
Gesamtschule Gänsewinkel
110 Anmeldungen
- 101 aus Schwerte
- 7 aus Holzwickede
- 1 aus Iserlohn
- 1 aus Dortmund
Theodor-Fleitmann-Gesamtschule
102 Anmedungen
- 102 aus Schwerte
Die Anmeldungen von 11 Schülerinnen und Schülern aus Schwerte fehlen noch.