
Schwerte. Aha, zu Vielfalt und Toleranz geht es also die Treppe hinauf… Im selten treffender ausgeschilderten Konferenzraum der Rohrmeisterei trafen sich am Mittwochabend Vertreter von sage und schreibe 11 Schwerter Religionsgemeinschaften – und waren sich völlig einig: Alle unterzeichneten anstandslos einen Aufruf für Vielfalt und Toleranz, gegen Fanatismus und Extremismus, gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit. Und mehr noch: Initiator Dr. Matthias Geck hat die Gemeinschaften allesamt dazu gebracht an alle Wahlberechtigten in Schwerte zu appellieren unbedingt zur Wahl zu gehen und ein deutliches Zeichen gegen Hass und Gewalt in der Schwerter Gesellschaft zu setzen. „Damit ist der Zweck der Initiative auch schon erfüllt, sie stellt ihre Arbeit ein“, sehr zu recht konnte sich Geck zurücklehnen und den Unterschriften-Corso betrachten.
Die drei evangelischen Gemeinden Schwerte, Ergste und Westhofen, die katholische Pfarrgemeinde, die DITIB-Moscheegemeinde, der Bildungs- und Kulturverein, der Alevitische Kulturverein, die Evangelische Maranatha-Gemeinde, Sri Kanakathurka Ampal Aalayam Schwerte (Hindu-Tempel), die Jüdische Kultusgemeinde Groß-Dortmund und die Neuapostolische Gemeinde erklärten sich sofort bereit zu dieser bislang noch nie dokumentierten Einigkeit der Religionsgemeinschaften.
Schlüsselerlebnis Flüchtlingshilfe

Vielfalt und Tolerenz die Treppe hinauf – die Platzierung des Schildes hatte Aussagekraft.
Dr. Matthias Geck hatte seine Schlüsselerlebnisse im Zusammenhang mit seinem Engagement in der Flüchtlingshilfe, etwa in der Villigster Turnhalle oder im Begegnungscafé für geflüchtete Menschen: „Da habe ich gelernt, dass es neben Krieg und Terror auch die Religionszugehörigkeit als Fluchtgrund gibt“. Dagegen sollte zumindest in Schwerte ein deutliches Signal, ein gemeinschaftliches Votum gesetzt werden. Und Dr. Geck hat es mit zäher Hartnäckigkeit, mit viel Diplomatie und Aufgeschlossenheit geschafft, fast alle Religionsgemeinschaften unter einen Hut zu bekommen. „Nur die Freie Evangelische Gemeinde hat in einer Mitgliederversammlung dafür keine Mehrheit bekommen“.
Beim Unterschriften-Termin in der Rohrmeisterei konnte u.a. der Dortmunder Rabbiner Baruch Babaev nicht kommen, seine Unterschrift hatte Dr. Geck aber schon eingesammelt. Auch die Pfarrerin Gunhild Krumme für die Westhofener Protestanten konnte nicht anwesend sein, sonst waren tatsächlich alle Gruppen und Gemeinschaften vertreten. „Das war eine einmalige Aktion“, erklärte Dr. Matthias Geck, dessen eigens dazu gegründete „Initiative für Vielfalt und Toleranz“ ihren Zweck voll und ganz erfüllt hat. Geck hofft jetzt, dass sein Anliegen des Miteinanders für Toleranz und Menschlichkeit sich verstärkt und verselbständigt. „Ich sah auch bei uns Vielfalt und Frieden bedroht und wollte dem etwas entgegensetzen“, erläuterte Dr. Geck. In seinem Villigster Nachbarn Pfarrer Achim Riggert fand Geck den wohl passendsten Berater – Riggert forscht an der Uni Münster im Bereich interreligiöser Dialog: „Wenn wir es schaffen, dass die Religionen sich untereinander eine Wertschätzung entgegenbringen, voneinander lernen und sich ergänzen, dann hat die Initiative Erfolg gehabt“.
Aufruf gibt es bald gedruckt
Das hat sie zweifellos. Niemand wird je ermessen können, wieviel Nervenstärke und Frustrationstoleranz Dr. Matthias Geck aufbringen musste, um diesen Abend in der Rohrmeisterei zu initiieren. Zu dem der beeindruckte Schwerter Bürgermeister Heinrich Böckelühr spontan als Dankeschön und als Ansporn ein kleines Buffet stiftete. Den Text des unterschriebenen Aufrufs für ein friedliches Miteinander in einer pluralistischen Gesellschaft, eben für Vielfalt und Toleranz, bekommt jede Gemeinde und jede Gemeinschaft in einer kleinen Auflage ausgedruckt zur Verfügung gestellt.