
Wir erinnern am 8. Mai die Befreiung, das Aufatmen und das Sehnen der Opfer nach einem Morgen ohne Gewalt und Krieg. Wir erinnern uns deshalb an Gier und Wahn von Banken und Industrie, die Ideologen und Rassisten seit den 1920er Jahren bezahlt haben für die Unterjochung der Bevölkerung, in den Jahrzehnten danach für die Ausplünderung und Versklavung ganzer Länder weit über Europa hinaus. Ein Herrenvolk hat mitten im 20. Jahrhundert Menschen zu Untermenschen deformiert, Leben als unwertes Leben deklariert, Frauen zur Arbeitsreserve, zum Lustobjekt und zur Gebärmaschine degradiert.
Lager wie diese Nebenstelle von Buchenwald sollten Nazideutschland stärken und wachsen lassen und Europa in Hinblick auf Rasse und Politik und Orientierung „sauber“ halten. Es gelang, die Verwaltungen zu instrumentalisieren und mitten in Europa Menschen als artfremd abzustempeln, sie durch Hunger und Arbeit zu vernichten. In Dachau wurden Menschen zerstört durch Arbeit und Angst, in Buchenwald wurden unter dem Motto „Jedem das Seine“ die Folterinstrumente im „Bunker“ bereitgehalten, in Auschwitz brachte man die einen durch Chemikalien um, die anderen durch die Fronarbeit für die Chemieindustrie.
Auch heute stöhnen Menschen, ausgeplündert, ihrer Lebensgrundlage beraubt durch unfairen Handel, durch gierige Geschäfte: Wasser und Fisch, Land und Getreide wird Menschen genommen, Blut fließt für Öl und Gas und Uran, für Gold und Diamanten und Kupfer und Coltan. Und wenn die Menschen durch Hunger und Waffen bedrängt nach Orten des Überlebens suchen, werden sie an Grenzen abgewiesen und in Lager gesperrt, an vielen Zäunen gehetzt und niedergeschlagen, an manchen Orten verdächtigt und gedemütigt. Doch das Demütigen, Brandanschläge und Naziterror erfahren Widerspruch!
Ausgerechnet im ehemaligen Land der Nazibanken und Todesfabriken werden Flüchtlinge an vielen Orten willkommen geheißen und begleitet, behaust und versorgt, getröstet und unterrichtet. –
Menschen spüren, ob Menschen sie willkommen heißen oder ob Un-Menschen sich abwenden und sich wünschen, ihr Gegenüber würde beim Erklimmen der Zäune sterben oder an den Strand gespült.
Gott sei Dank hilft uns gestaltete Erinnerung, aufrüttelnde gestaltete Erinnerung ist wichtig, damit wir um die Zukunft mit menschlichem Gesicht ringen und nicht vergessen, dass Gott selbst uns im drangsalierten Nächsten begegnet.
Vergessen wir die Opfer und die Täter von gestern und heute nicht. Das Mahnmal von Horst Wegener hilft dazu! Angesichts von Rassismus und Islamhass, von brauner Propaganda und Naziterror brauchen wir eine gestaltete Kultur der Menschlichkeit: Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch …