Schwerte. „Das kann ich doch dem Leben nicht vorenthalten!“ Das zeugt von jeder Menge Selbstbewusstsein. Die junge Schwerterin Hannah Hantschel traut sich das zu sagen und meint damit ihre Stimme. Von deren Qualität ist nicht nur sie fest überzeugt. Die 23jährige hat jetzt einen der begehrten Plätze an der berühmten Stage School in Hamburg ergattert. Die Stage School macht seit über 30 Jahren bekannte Stars, Musical-Stars insbesondere. Tolle Sängerinnen wie Lucy Diakowka von den „No Angels” oder „Silly“-Frontfrau und TV-Star Anna Loos. Auch Schauspieler wie Fabian Harloff und Ralf Bauer durften hier lernen, wie’s geht. Und jetzt Hannah Hantschel…
Singen ist für sie „ihre“ Ausdrucksform: „Ich bin immer ganz berührt von Tönen und Texten, die ich da interpretiere. Wenn ich singe, muss ich was rüberbringen, ganz viel Gefühl, ganz viel Emotionen“. Einfaches Nachträllern ist so gar nicht ihr Ding. Hannah Hantschel interpretiert Text und Musik auf ihre eigene Art. Sie öffne sich ihrem Publikum durch das Singen, meint Hannah Hantschel. Und tut das schon von Kindesbeinen an.
Die Mama ist schuld
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Sehr optimistisch: Hannah Hantschel.
„Mama ist sowieso an allem schuld…“ Mutter Susanne singt auch sehr, sehr gern und gut. An Mamas Hand ging die kleine Hannah zum ersten Mal zum Kinderchor mit Doro Wolfgart in St. Marien. Bei den berühmten Kindermusicals der Gemeinde hatte Hannah gleich Soloparts. „Das hat so gekribbelt, wenn die Zuschauer nach der Aufführung zu mir gekommen sind und mich gelobt haben“. Die Anforderungen der Chöre an die junge Sängerin wurden immer größer, an der Musikschule machte die Schülerin ein Praktikum, landete dann aber erst einmal bei der privaten Klavierlehrerin Monika Ohm. Die förderte zusätzlich zum Tastenspiel den schon immer kraftvollen, volltönenden Gesang ihrer Schülerin. Die nächste Klavierlehrerin, diesmal Petra Brüngel an der städtischen Musikschule, bestärkte Hannah, die Stimme weiter auszubilden. Es folgte ein hochverdientes Gesangsstipendium der Schwerter Konzertgesellschaft bei Sabine Toliver, Dozentin an der TU Dortmund. Auch diese Pädagogin erkannte das Juwel vor sich und schliff weiter an der Stimme und am Ausdruck.
2015 singt Hannah Hantschel bei einem Chorprojekt von Susanne Pritz, der Ergster Musikpädagogin und Chorleiterin, parallel baut sie das ohnehin groß angelegte Stimmvolumen weiter aus. Fest steht: Die Klassik ist nichts für Hannah, als Rock-Röhre sieht sie sich auch nicht – „Musicals sind so vielschichtig, da gehöre ich hin“.
Plötzlich der Hauptgewinn!
Dem Abitur an der Gesamtschule im Gänsewinkel folgte das Lehramtsstudium. Den Bachelor hatte sie schon, da überredeten Freunde sie an einem Wettbewerb teilzunehmen. „Stuzubi, das ist so eine Art Internet-Karriereberater für Schüler und Studenten, suchte das Bühnentalent 2016“, Hannah Hantschel weiß es noch „wie gestern“. Erster Preis war ein 7-Tage-Intensivkurs an der Stage School in Hamburg. Der Traum für alle Nachwuchstalente…
Nachts, eine Stunde vor dem Ablauf der Meldefrist, schickte sie ihre Mail ab. Gestresst durch eine Hausarbeit, die sie gleichzeitig fertig sein musste. Dann lagen zwei Briefe im Postkasten – die Note der Hausarbeit und ein Brief aus Hamburg. Welcher Brief wurde wohl zuerst geöffnet?
Der gewonnene Intensivkurs war zugleich die Aufnahmeprüfung, sieben Tage volles Programm in den Sparten Tanz, Schauspiel und natürlich Gesang. „Das war eine harte Woche, ich habe viel geheult.“ Sieben Jahre Ballett und Stepptanz haben sich ausgezahlt. Am Ende bekam sie die Zusage, ab August 2017 in Hamburg studieren zu dürfen. Der Master im Lehramtsstudium muss warten, wenn das überhaupt nochmal Thema wird. Hannah Hantschel, die als Kind unbedingt Tierärztin werden wollte, sieht eine Bühnenkarriere vor sich. „Weil ich jetzt wirklich weiß, dass ich gut bin“. Aber noch besser werden muss, klar. Drei Jahre Ausbildung hat sie vor sich, ihren Part in der Schwerter Musikschul-Bigband und ihre Auftritte als Hochzeitssängerin sind plötzlich Vergangenheit.
Spendenkonto eröffnet
Hannah Hantschel verbringt ihre letzten Tage vor dem Studium mit Geldverdienen in Schwerte. Denn das Studium an der größten deutschen Privatschule für Gesang, Tanz und Schauspiel gibt es nicht umsonst. „Aber jetzt habe ich schon so viel geschafft, jetzt muss ich das Schulgeld auch noch auftreiben“, sagt Hannah Hantschel und startet eine Crowdfunding-Aktion im Internet (www.leetchi.com/c/soziales-von-hannah-hantschel). Wer das Schwerter Talent fördern und Anteil an ihrer Karriere haben möchte, kann eine Summe einzahlen. Oder ihr heißgeliebtes weißes Klavier kaufen, denn dafür ist in ihrer neuen winzigen Bude in Hamburg kein Platz mehr.