Schwerte. Der Schwerter Trainingswissenschaftler Dr. Stefan Weigelt (Foto) hat zusammen mit seinem Sohn Jan Weigelt ein App-basiertes Rückmeldesystem für Ruderer entwickelt, mit dem er sich für den CCC-Technologiepreis 2016 bewirbt. Dieser Preis wird von der Firma CCC und dem Institut für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig (IAT) für besonders athletennahe und dem Hochleistungssport besonders nützliche innovative technologische Entwicklungen vergeben.
Seit mehreren Jahren arbeitet der Mitarbeiter des Olympiastützpunkt Westfalen mit dem Deutschland-Achter am Ruderleistungszentrum Dortmund zusammen. Die Olympiasieger von 2012 und ihr Cheftrainer Ralf Holtmeyer vertrauen regelmäßig auf Messungen, die an den Booten durchgeführt werden, um die Rudertechnik der Athleten zu analysieren und zu verbessern. In das Boot eingebaute Sensoren sorgen für Daten, anhand derer Weigelt zusammen mit Trainern und Athleten an der Optimierung von Ruderwinkeln, Kräften und Beschleunigungen arbeitet.
Ruderer werden einbezogen
Ein wichtiger Ansatz ist dabei, die Ruderer mit einzubeziehen, um auch bei Ihnen die Bereitschaft zur Veränderung der individuellen Rudertechnik zu stärken. Um die Athleten bereits während der Fahrt mit Informationen zu versorgen, hat Jan Weigelt eine Funkanbindung an das Mess-System gebaut, welches die Daten quasi „online“ auf ein Tablet schickt und die Datenschnittstelle dazu programmiert. Das Tablet wird im Boot auf dem Ausleger direkt vor dem Ruderer befestigt. Dort werden die Daten mittels einer selbst entwickelten App weiter verarbeitet und dem Sportler angezeigt, so dass der Sportler laufend eine Rückmeldung über seine Rudertätigkeit bekommt.
“Aber wir zeigen dem Sportler nicht nur irgendwelche abstrakten Zahlen, sondern versuchen, den Rückmeldeprozess methodisch so zu gestalten, dass die Sportler schnell auf einen Blick erfassen können, worum es geht. Dazu werden auf den Daten basierende Texte und Grafiken so angezeigt, dass sie durch ihre Gestaltung mittels Farbe, Form und Position besonders rückkopplungswirksam sind. Vor allem bekommt der Athlet auch ein laufende Zwischenauswertung übers ein Tun“, so Weigelt.
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Maximilian Planer ist Ruderer und findet das System gut. Er wird in Rio auf den Olympischen Spielen strarten.
Gute Werte im grünen Bereich
Von dem Idealbild abweichende Daten werden z. B. rot (zu klein) oder gelb angezeigt (zu hoch), währende Werte im gewünschten Bereich grün angezeigt werden, eine laufende Auswertung über die Anzahl der Ruderschläge in den drei Bereichen zeigt eine Prozentleiste. Auch das Rudern miteinander kann besser trainiert werden. Erstmals ist es möglich, dass die Ruderer im Zweier sich bzw. ihre Kennwerte auf dem Schirm „gegenseitig“ im Boot sehen können. Das System wurde von Anfang an zusammen mit den Sportlern und Trainern entwickelt und besitzt so eine hohe Akzeptanz, ein extrem wichtiger Faktor. Auch die Forschungsstelle für die Entwicklung von Sportgeräten Berlin (FES) hat mit ihrer technologischen Kooperation maßgeblich zur Entwicklung beigetragen.
Die so genannten „Messbootfahrten“ sind auch wichtiger Bestandteil in den Trainingslagern des letzten Winters in Portugal, Italien und Spanien gewesen, in denen sich die Mannschaft die Grundlagen für die kommenden Olympischen Spiele in Rio im Sommer diesen Jahres geholt hat, wo der Achter als Titelverteidiger ins Rennen gehen wird. Weigelt: „Etwas Feintuning vor allem fürs miteinander Rudern wird es noch in der unmittelbaren Vorbereitung für Rio geben, wir werden dann ab Juni in Österreich noch einmal im Trainingslager sein und weitere Messfahrten machen“. Zwischendurch arbeitet Weigelt mit den Nachwuchsruderern der U23 Mannschaft und mit den Frauen zusammen, die am Ruderleistungszentrum trainieren und ist auch Mitglied der Messboot-AG des Deutschen Ruderverbandes, die u. a. an der Neuentwicklung eines Mess-System für die Zukunft arbeitet.
Freude über das Erreichen der Endrunde
Mit der Entwicklung des Systems , welches den Titel „PCSS für Android“ (Processor Coached System Sportler“) trägt, hat es das Team immerhin in die Endausscheidung der letzten drei Projekte des Wettbewerbs geschafft. Nun gilt es Mitte dieser Woche die Juroren mit einem gelungenen Vortrag in Leipzig im Rahmen der „Frühjahrsschule Informations- und Kommunikationstechnik“ noch weiter zu überzeugen. Der Preis ist mit 2000 EURO dotiert. Weigelt nimmt die Sache gelassen und freut sich bereits sehr, die Endrunde erreicht zu haben, dies sei das angestrebte Ziel gewesen. Aber wenn noch mehr geht – warum eigentlich nicht?