
Flusspoet Thorsten Trelenberg begrüßte bei seiner „Damenwahl“ Chris Tewes, Melanie Völker, Astrid Plötner und Manuela Dörr (v.l.). Fotos: Nadine Przystow
Schwerte. Wenn der Schwerter Lyriker Thorsten Trelenberg einlädt, dann liest er normalerweise auch. Doch als erfahrener Schreiber versteht er sich mittlerweile auch als „Entwicklungshelfer“ für regionale Schriftsteller, die bisher noch unter dem Radar schreiben. Deshalb blieben die eigenen Gedichtbände bei seiner „Damenwahl“ am Freitagabend in der Stadtbücherei zuhause und der Flusspoet machte die Bühne frei für vier unterschiedliche Frauen und vier ebenso unterschiedliche Geschichten.
Wie aus einer Bachelorarbeit ein literarisches Werk auf dem Büchermarkt werden kann, zeigte die Dortmunderin Manuela Dörr mit ihrem Fotobuch-Roman „2924 Hunde und 10 Tierheime“. In sechs Ländern besuchte die Fotodesignerin einzelne Tierheime, hielt ihre Eindrücke in aussagekräftigen Fotos fest und bettete sie in die Geschichte der Nachwuchsarchitektin Natalie ein, die ein Tierheim planen soll und dafür in Deutschland, Spanien, Italien, Frankreich, Georgien und Rumänien recherchiert. Dabei stößt sie auf interessante Fakten: Zum Beispiel kommen in einem spanischen Tierheim auf 800 Hunde gerade einmal 40 Mitarbeiter, während sich in Italien drei Pfleger um vier Hunde kümmern.
Ein Kirmesmörder in Unna und Samenspender im Urwald

Astrid Plötner lässt den Kirmesmörder in Unna morden.
Astrid Plötner aus Unna widmet sich seit gut zehn Jahren dem professionellen Schreiben. Nach zahlreichen Veröffentlichungen von Kurzgeschichten brachte sie 2016 ihren ersten Kriminalroman heraus. „Todesgruß“ spielt in ihrer Heimat Unna. Dort sorgt der Tod einer Zahnärztin für Aufsehen. Um ihren Hals hängt ein Lebkuchenherz mit der Botschaft „Ein letzter Gruß, G.“ Kurz darauf taucht eine neue Leiche mit demselben mörderischen Accessoires auf – die Jagd nach dem „Kirmesmörder“ ist der erste Fall für das Ermittlerduo Maike Graf und Max Teubner.
„Im Dunkel des Dschungels“ von Christiane Pieper alias Chris Tewes aus Westhofen zeichnet ein sonderbares, aber möglicherweise doch gar nicht mehr so fernes Zukunftsszenario. Umweltgifte haben Männer zeugungsunfähig gemacht und die letzten fruchtbaren Clans im Regenwald werden als Samenspender missbraucht. Auch Sina, Helen und Kader reisen in den Urwald, um sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen, doch rückt dieser schon bald in weite Ferne. Den Stoff für diesen Ökothriller fand Pieper in einem Fernsehbericht über Weichmacher, deren Schädlichkeit für die männliche Spermien in etlichen Tests immer wieder bestätigt wird.

Im Ökothriller von Chris Tewes werden Spermien zum Luxusgut.
Auf Damenwahl folgt Herrenabend
Die Schwerterin Melanie Völker erschafft mit ihrer Fantasy-Triologie „Flamme der Seelen“ nicht nur einen mehrteiligen Plot, sondern gleich eine ganze Welt. Der 14-jährige Protagonist Elyjas findet unter seinem Bett einen Runenstein, der ihn kurz darauf in das Magier-Reich Shaendâra befördert, das im wahrsten Sinne des Wortes zu erlöschen droht, weil das Licht schwindet. Elyjas‘ Abenteuer beginnt im ersten Band „Dämmernebel“, in dem er auf düstere Wesen und quirlige Gefährten trifft. Der zweite Band „Sturmbeben begleitet ihn weiter auf dieser magischen Reise, deren Ende unter dem Titel „Schattenfeuer“ noch in Arbeit ist.
Mit seiner „Damenwahl“ möchte Thorsten Trelenberg „Grenzen aufsprengen“. Er möchte weg von dem Schubladen-Denken, nach dem Frauen „Frauenliteratur“ schreiben. Schließlich gibt es den Begriff „Männerliteratur“ ja auch nicht – gerade einmal zehn Bücher sind darunter bei einem bekannten Internet-Versandhandel gelistet. „Für mich machen sie alle einfach Literatur, nicht mehr und nicht weniger“, so der Schwerter Flusspoet. Wenn das vom Kultur- und Weiterbildungsbetrieb geförderte „Pilotinnen-Projekt“ erfolgreich ist, könnte daraus eine Lesereihe entstehen. Andere Städte wie Dortmund und Witten sind an dem Konzept ebenfalls interessiert. Außerdem denkt der Lyriker auch schon über einen Herrenabend nach.