
Wandhofen. Die Schließung des Wandhofener Friedhofs ist beabsichtigt, aber noch nicht beschlossen. Für die Menschen in Wandhofen ist das der Silberstreif am Horizont. Deshalb ging am Ende einer emotional stellenweise hohe Wellen schlagenden Bürgerinformationsveranstaltung auch der Appell in diese Richtung: Die Politik, die im Mai über die Schließung entscheiden muss, möge noch einmal in Klausur gehen.
Nur: Die Politik hat in einer interfraktionellen Arbeitsgruppe mit am Tisch gesessen, als über die Zukunft der kommunalen Friedhöfe gesprochen wurde. Die SPD zum Beispiel hatte schon auf ihrem Neujahrsempfang die Notwendigkeit einer Schließung des Friedhofs alleine aus wirtschaftlichen Gründen unterstrichen. Am Donnerstag waren in der Gaststätte „Zum Haseneck“ nahezu alle im Rat der Stadt Schwerte vertretenen Parteien vor Ort – und bekamen im voll besetzten Saal mit, dass selbst jungen Menschen daran gelegen ist, den Friedhof zu bewahren.
Wirtschaftliche Fakten
Für die Verwaltung saßen am Donnerstag Kämmerin Bettina Brennenstuhl, Fachdienstleiter Thomas Holtmann und Gerhard Krawczyk, Leiter des Baubetriebshofs, auf dem Podium. Sie begründeten die beabsichtigte Schließung mit wirtschaftlichen Fakten. Rückläufige Beisetzungen, der Trend zur Urne führten dazu, dass die Stadt 20000 Quadratmeter zu viel Friedhofsfläche habe. Aber weil auch diese Flächen gepflegt werden müssen, damit hohe Kosten entstehen, die Stadt bekanntlich eine Stärkungspaktkommune ist und Wandhofen in 2016 gerade einmal 17 Beisetzungen zu verzeichnen hatte, sei die Absicht, über die Schließung des Wandhofener Friedhofs Kosten zu sparen und so die Gebühren mit Blick auf die Zukunft in Grenzen zu halten, festgezurrt worden.

Auf dem Podium; Gerhard Krawczyk, Thomas Holtmann und Bettina Brennenstuhl mit dem Sprecher der Wandhofener Dorfgemeinschaft, Dieter Schmikowski (v.r.).
Aufruf zum Bürgerentscheid
Gefallen lassen wollen die Wandhofener sich das nicht. Einen Aufruf zum Bürgerentscheid formulierte die ehemalige Ratsfrau Ilona Blank. Eine andere Besucherin beklagte, dass „hier nur über die Schließung gesprochen wird, nicht aber über die Möglichkeiten, den Friedhof zu erhalten“. Dieter Schmikowski, Sprecher der Dorfgemeinschaft, kritisierte, dass mit den Bürgern nicht schon im Vorfeld über die Absicht gesprochen worden sei und stattdessen „lieber hinter verschlossenen Türen getagt wurde. Eigentlich macht man das vorher“. Kontraproduktiv seien Versuche, zum Beispiel über Baumaßnahmen mehr Menschen nach Wandhofen zu holen, meinte ein Besucher. Damit einher gehe doch auch eine höhere Sterberate. Überhaupt nicht auf fruchtbaren Boden fiel der Hinweis der Stadt, der nächst gelegene Friedhof befinde sich nur 3,9 Kilometer entfernt in Westhofen. Von einem Trauercafé war die Rede, einem freistehenden Kolumbarium oder gar einem privat betriebenen Tierfriedhof.
Keine Antwort auf Frage nach Kosten
Keine Antwort erhielten die Wandhofener auf die Frage, wie hoch genau denn die jährlichen Kosten für den Unterhalt des Friedhofs sei. Die Zahlen habe man nicht parat – sehr zu Unmut der Besucherinnen und Besucher. Da kann der Blickwinkel weiterhelfen: So liegen die Gesamtkosten bei 35885 Euro. Das entspricht einem Quadratmeterpreis von 3,77€.
Zum Vergleich
- Waldfriedhof 116466 Euro / 3,75€
- Ergste 99868 Euro / 3,99€
- Villigst 46314 Euro / 3,85€
- Westhofen 106832 Euro / 3,95€.
- Allerdings ist der Deckungsgrad mit 57 Prozent in Wandhofen am niedrigsten.
- Zum Vergleich: Waldfriedhof 66%, Ergste 93%, Villigst 101%, Westhofen 62%.