
Hagen/Schwerte. Eine Flut von Beweisanträgen, ein Zeuge, der nicht auffindbar war: Im Prozess gegen vier mutmaßliche Felgendiebe wurde es auf den „letzten Metern“ noch turbulent.
Es sollte der letzte Prozesstag sein. Ein Zeuge sollte noch gehört und ein Beweisantrag beschieden werden. Ein Urteil schien in greifbarer Nähe. Aber am Tag zuvor hatte ein Verteidiger zwölf Beweisanträge den Richtern des Hagener Landgerichts zugeschickt. Er vertritt den 30-jährigen Dortmunder, der innerhalb der Bande mit einem Schwerter die Führungsrolle übernommen haben soll. Der Verteidiger beantragte unter anderem, weitere Zeugen zu laden. Manche von ihnen haben bereits an früheren Prozesstagen ausgesagt. Sie sollten beweisen können, dass sein Mandant bei vielen Taten gar nicht dabei war. Sogar zwei polnische Zeugen sollten nach Deutschland geholt werden, um zu bezeugen, dass der 30-Jährige einige Felgensätze bei ihnen legal erworben hatte. Des Weiteren beantragte er, weitere Polizei-Akten anzufordern und Polizeibeamte neu zu laden. Auch die Idee, einen anthropologisch-humanbiologischen Gutachter zu Rate zu ziehen, war dabei. Der sollte ein Überwachungsvideo analysieren, auf dem zwei Männer zu sehen sind, die Felgen abschrauben. Das sollte beweisen, dass sein Mandant sich ganz anders bewegt und nicht einer der Diebe ist.
Kammer wies Anträge zurück
Die Kammer wies die Anträge zurück, zum Teil als „bloße Wiederaufnahme der Beweisaufnahme“. Was das Gutachten anging, betonte der vorsitzende Richter: „Das Video ist so schlecht, dass nur vage Schattenmuster zu erkennen sind.“
Dem Zeugen wurde die Polizei hinterher geschickt. Der Mann hatte sich mit einem formlosen Schreiben entschuldigt und als Grund für sein Fernbleiben eine fiebrige Magen-Darm-Grippe angegeben. Zu Hause war er nicht. Es erging ein saftiges Ordnungsgeld in Höhe von 300 Euro, wahlweise Haft.
Da waren bereits Stunden vergangen. Und einige Unterbrechungen – eine längere war dem verschwundenen Zeugen geschuldet – hatten den Ablauf weiter verzögert. Nachmittags war klar, dass ein weiterer Termin nötig war. Die vier Verteidiger zierten sich. Der Termin, der dem einen passte, war ungünstig für den anderen. Der Richter wies sie zurecht: „So läuft hier der Hase nicht! Wir finden jetzt einen Termin!“ Nach einigem Hin und Her wurde der 8. Juni gewählt.
Zwei Jahre lang hielten dreiste Felgendiebe Autobesitzer in Schwerte und umliegenden Städten auf Trab. Mancher fand sein Auto morgens auf Hölzern oder Steinen aufgebockt vor. Die Räder und Felgen fehlten. Seit Ende Januar sitzen vier Männer im Alter zwischen 23 und 30 auf der Anklagebank.