Ergste. Hoch her ging es am Donnerstagabend im Gemeindezentrum St. Monika bei der Informationsveranstaltung der CDU Ergste/Villigst zu den Bebauungsplänen „Auf dem Knapp/Am Hinkeln“. CDU- und Ratsmitglied Hans-Georg Rehage hatte die Veranstaltung initiiert und zeigte sich erstaunt über das große Interesse der Ergster Bevölkerung – geschätzte 100 Bürgerinnen und Bürger hatten sich eingefunden.
Vor Ort waren CDU-Mitglieder, darunter neben Hans-Georg Rehage der Fraktionsvorsitzende Marco Kordt und Ratsherr Bernd Krause, sowie die Geschäftsführer der Immobilien Entwicklungsgesellschaft (IEG), Volker Meier und Holger Gies. Dem Wunsch Rehages, dass auch städtische Bedienstete an der Versammlung teilnehmen sollten, wurde von der Verwaltung abschlägig beschieden, mit der Begründung, dass es sich um eine parteipolitische Veranstaltung handeln würde.
Allererste Information an die Basis
„Mit dieser Infoveranstaltung wollten wir einen Einblick geben, was oben Auf dem Knapp geschehen könnte. Es soll eine allererste Info an die Basis sein“, erläuterte Rehage. „Was im Ausschuss war, ist der Anfang eines mehrstufigen Verfahrens“, eröffnete Kordt. Der gefasste Aufstellungsbeschluss ist die öffentliche Bekanntmachung des Planungsbeschlusses. Es folgt eine Beteiligung der Öffentlichkeit gem. § 3 Abs. 1 BauGB in Form einer Abendveranstaltung und anschließendem 14-tägigem Aushang der Planunterlagen im Rathaus der Stadt Schwerte. Hier stehen dann Stadtplaner für Kritik, Bedenken oder Verbesserungsvorschläge zur Verfügung. „Das Projekt muss erst einmal geprüft werden, dann erst kann entschieden werden, ob gebaut wird“, so Kordt. Und gebaut würde auch nur, wenn es eine entsprechende Nachfrage gebe.
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Volker Meier, Geschäftsführer der IEG, erläuterte die Pläne.
Bei dem Baufeld handele es sich um ein brutto zwei Mal 13.000 Quadratmeter großes Gelände, erklärte Volker Meier (IEG). „Es soll kein klassisches Baugebiet, sondern ein architektonisch ansprechendes Ensemble werden.“
Erst Ausschuss, dann Bürgerversammlung
„Die Nachfrage ist in Schwerte riesig. Ich könnte vier Mal so viele Grundstücke verkaufen“, argumentierte ein Mitarbeiter der Immobilienfirma Heinz von Heiden. Das wurde von Marco Kordt bestätigt, Immobilien und Grundstücke in Schwerte und insbesondere südlich der Ruhr seien sehr attraktiv.
Ein Aufreger, der sich durch den ganzen Abend zog, war, dass die Bürgerversammlung der CDU nach der Ausschusssitzung am Dienstag, 27. Juni, terminiert worden sei. Für viele ein Unding. „Zuerst die Pläne in den Ausschuss, dann Anhörung der Bürger. Da ist die falsche Reihenfolge“, war der Tenor. „Mich ärgert, dass zuerst alles in den Stiel gestoßen wurde und dann erst die Bevölkerung informiert wird. Hier wollen sie nur über den Plan diskutieren, nicht über das Ob“, so Dieter Ackermann in Richtung CDU. Des Weiteren sieht Ackermann die Baupläne als einen Einstieg in eine weitere Bebauung am Bürenbrucher Weg. „Aus Sicht von Natur und Landschaft ist die Bebauung das Verkehrteste, was gemacht werden kann“, so Ackermann, der großen Beifall für seinen Vortrag bekam.
Zu teuer für junge Familien
Die Mehrheit der Anwesenden Bürgerinnen und Bürger waren der Meinung, dass es keines Neubaugebietes bedürfe. Umweltschädigung, keine Vereinbarung mit dem Klimaschutzkonzept, Belastung der Natur, erhöhtes Verkehrsaufkommen, keine Nahversorgung waren die Argumente gegen die Pläne.
Fragen nach den Baugebieten am ehemaligen FAB, an der JVA, die ehemalige Gaststätte Haus Schneider und der Grachtensiedlung wurden in den Raum geworfen. „Warum kümmern sie sich nicht um diese Gelände.“ Dem Argument der CDU-Vertreter, dass Ergste überaltert sei und für den Zuzug junger Familien attraktiv gemacht werden solle, wurde entgegengehalten, wie diese die Grundstücke und die Häuser bezahlen sollten. Alleine ein Grundstück in der Größe von 800 Quadratmeter würde schon eine Viertel Million Euro kosten. Dann das Haus, da wäre schnell eine Summe von 500.000 Euro fällig, wurde spekuliert. Und dann das mit dem geplanten Mehrfamilienhaus dort: „Das als sozialen Wohnungsbau zu deklarieren, im teuersten Wohnbaugebiet der Stadt, ist doch Augenwischerei“, empörte sich ein Anwohner.
Auch ein Argument dagegen war, das mit der Bebauung davon ausgegangen werden könne, dass die letzte verbliebene Gaststätte in Ergste mit einem großen Biergarten mit Blick in die unverbaute Natur in seiner Existenz bedroht sei. „In den letzten drei Tagen haben wir bereits dort 100 Unterschriften gegen ihre Pläne gesammelt“, unterstrich eine Anwohnerin den Widerstand gegen die Bebauung.
Immobilien Entwicklungsgesellschaft (IEG):
Die IEG wurde im November 2016 gegründet. Mit ihr sollen die wohnungsmarktbezogenen Zielsetzungen der Stadt durchgesetzt werden. Neben der Stadt, die 76 Prozent Anteile besitzt, gehören noch die Sparkasse Schwerte und die Stadtwerke Schwerte dieser Gesellschaft an. Die IEG hat mit Holger Gies (Stadtwerke) und Volker Meier (Sparkasse) zwei Geschäftsführer.
Zu den wohnungsmarktbezogenen Zielsetzungen gehören
- Wohnraum für junge Familien mit (mehreren) Kindern: familiengerechter Eigenheimbau
- Generationengerechtes Wohnen (im sozialen Wohnumfeld)
- Zuzug älterer Bevölkerungsgruppen zurück in die Stadt
- Sozialgerechte Wohnungsmarktentwicklung für einkommensschwächere Haushalte
- Ökologischer, energieeffizienter Wohnungsbau