Schwerte. Ist Schwerte durch den ÖPNV ausreichend versorgt? Immerhin gibt es in allen Ortsteilen Siedlungen, die von einer „ordentlichen“ Versorgung abgeschnitten sind. Ein gemütlicher Besuch in der City scheint abends ohne Pkw nicht möglich, weil die letzten Busse quasi zur Tagesschau fahren. Die Frage an dire Bürgermeisterkandidaten ist damit: Braucht die Versorgung durch den ÖPNV Verbesserungen? Wäre nicht erst ein „Schwerter Verkehrsbetrieb“ der Schlüssel für eine umfassende Versorgung der Ruhrstadt? Oder was muss Ihrer Meinung nach getan werden, um ein Optimum herzustellen? Oder ist der status quo schon das Optimum? Geantwortet haben diesmal nur fünf der sechs Kandidaten. Stefan Barthel hat aus nicht bekannten Gründen sein Statement nicht überstellt.
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Christiane Ganske
Christiane Ganske: Schwerte bietet zur Bedienung von Randzeiten bis in den frühen Abend den Taxibus und bis ca. Mitternacht noch das Allgemeine Sammeltaxi (AST) an, was stündlich mit einer Vorlaufzeit von 30 Minuten an definierten Haltestellen in der Innenstadt und in den Schwerter Stadtteilen bestellt werden kann. Von der Idee her finde ich das gut, glaube aber, dass diese Möglichkeit mehr vermarktet werden muss. Das Angebot der Buslinien sollte in meinen Augen zusätzlich aufgestockt werden. Tagsüber könnten kürzere Taktzeiten zu einer Entlastung des Autoverkehrs führen. Insbesondere dann, wenn kostengünstige Tickets für kurze Fahrten von Schwerter Randbereichen bis in die Innenstadt verfügbar wären. Auch sollten die Schwerter Stadtteile untereinander stärker durch öffentliche Verkehrsmittel vernetzt werden. Will man zum Beispiel von der Schwerter Heide nach Holzen, bleibt nur der Weg durch die Innenstadt. Da nimmt man dann doch lieber wieder das Auto …
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Dimitrios Axourgos
Dimitrios Axourgos: Zu einer intelligenten Verkehrspolitik in Schwerte muss auch die Förderung des Busverkehrs gehören. Bei meinen Hausbesuchen und Stadtteilspaziergängen spielte die ÖPNV-Anbindung häufig eine wichtige Rolle. Ganze Ortsteile fühlen sich vom Busverkehr abgeschnitten bzw. beklagen die schlechten Verbindungen. Für Jung und Alt sind gute Busverbindungen allerdings sehr wichtig. Dies gilt im übrigen auch für zwei Aushängeschilder in unserer Stadt: die Katholische Akademie und das Haus Villigst. Auch hier sind die Busanbindungen nicht optimal. Ich werde mich deshalb, gemeinsam mit dem Kreis Unna (VKU), für Verbesserungen in diesem Bereich einsetzen. Wichtig ist auch, dass die Busse dem neuesten Standard entsprechen und Bushaltestellen barrierefrei umgestaltet werden, damit ältere oder gehbehinderte Menschen und auch Eltern mit Kinderwagen den Bus problemlos nutzen können.
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Gregor Podeschwa.
Gregor Podeschwa: Die kurzfristigen Aufgaben der Stadtverwaltung sind aus meiner Sicht, den Zustand vieler Haltestellen zu verbessern und die Barrierefreiheit herzustellen. Die Fahrpläne des ÖPNV in Verbindung mit der Möglichkeit der AST-Anmeldung, sowie der Nachtexpresse zeigen in Schwerte unter den Kosten-Nutzen-Gesichtspunkten einen ausgewogenen Mix. Die Nachbarkommunen können auch mit dem Zug erreicht werden. Darüber hinaus gibt es freitags, samstags und vor den Feiertagen den Nachtexpress im Stundentakt, der die Schwerter Stadtteile verbindet.
Bezugnehmend auf das Mobilitätskonzept 2025 sind dort bereits einige Schwachstellen erkannt worden, an denen zeitnah gearbeitet werden muss, um sie zügig zu beheben: Es bestehen Defizite in der Bedienung der Stadtteile Westhofen, Wandhofen und Geisecke in der Schwachverkehrszeit (abends, am Wochenende), hierzu gibt es lediglich das Angebot des Anruf-Sammel-Taxis (AST). Es gibt Gebiete in Stadtteilen, die durch das derzeitige Liniennetz nicht erschlossen sind:
- Ergste: Am Derkmannstück und Unterdorfstraße
- Villigst: Zum Mühlenberg und Elsetalstraße
- Westhofen: das Gebiet nördlich der Straße Platanenweg, Im Ortsstück und Siedlerstraße
Ich möchte die bisherigen Bemühungen der zuständigen Abteilung analysieren, bewerten und anpassen. Strategische Ausrichtung: das bereits vorhandene Mobilitätskonzept 2025 mit aktiver Einbeziehung der Schwerter Bürger weiterentwickeln und unter Berücksichtigung des demografischen Wandels und der Umweltfaktoren umsetzen.
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Adrian Mork
Adrian Mork: Der Nahverkehrsplan Kreis Unna beschreibt einen einheitlichen Standard der ÖPNV-Versorgung für alle kreisangehörigen Kommunen, somit auch für Schwerte. Das bedeutet, dass Schwerte nicht schlechter oder besser versorgt ist, als vergleichbare Kommunen im Kreisgebiet. Durch die besondere Lage wird Schwerte zudem von weiteren Verkehrsgesellschaften angefahren und profitiert daher von einem etwas höheren Versorgungsstandard.
Trotzdem gibt es natürlich Wünsche von einigen Nutzern z.B. im Bereich der Abendstunden, nachts und an Wochenenden. Dem Nahverkehrsplan zugunde liegt erstmals eine kreisweite Refinanzierungsvereinbarung, gültig seit dem 1. Januar 2017. Hintergrund dieser neuen Regelung sind auch neue Regelungen im ÖPNV-Gesetz NRW. Die Neufassung der ÖPNV-Finanzierung hat für die Stadt Schwerte allerdings auch Mehrkosten in Höhe von rund 120.000 € im Jahr mit sich gebracht, so dass Schwerte jetzt insgesamt rd. 260.000 Euro an die Verkehrsgesellschaft Kreis Unna bezahlt.
Eine Ausweitung des ÖPNV-Angebots ist sicherlich wünschenswert aber eben auch mit erheblichen Mehrkosten verbunden, die im derzeitigen Haushaltsplan nicht abgedeckt werden können. Die Stadt Schwerte ist nämlich durch Landesgesetz verpflichtet, jedes Jahr bis 2021 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, andernfalls wird die Grundsteuer B durch das Land auf das erforderliche Maß angehoben. Eine solche Zwangssteuer möchte ich auf jeden Fall vermeiden und rate daher von teuren Wahlversprechen dringend ab!
Der Kreis Unna ist vom Gesetzgeber her zuständig für den Öffentlichen Personennahverkehr. Die Stadt Schwerte kann daher auch keinen eigenen Verkehrsbetrieb gründen!
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Dirk Hanné
Dirk Hanné hat dem Blickwinkel eine ausführliche Antwort überstellt, die sich nur in einem Extrabeitrag darstellen lässt. Ihn präsentieren wir Ihnen hier:
Die Antworten von Dirk Hanné